Digitalisierung überall

Die digitale Welt begeistert mich und ist wesentlicher Teil meines Lebens. Meine Unternehmen und meine Existenzgrundlage wären ohne Digitalisierung nicht möglich (Online-Marktforschung, digitaler Kundendialog, automatisierte Textanalyse oder deutschlandweite Online-Tierheilpraxis). Die Bits und Bytes sind quasi mein Lebenselixier. Und Passion zugleich.  Agiles Arbeiten, Zeitsouveränität und die Lebenskultur habe ich hier auch schon beschrieben.

Als Gesellschaft und Ökonomie stehen wir erst am Anfang des Digitalen Zeitalters, oder wie Brynjolfsson und McAfee sagen: dem „Maschinenzeitalter“. Das große Potenzial neuer Geschäftsmodelle liegt im Digitalen. In unser aller Alltag und Berufswelt zieht die Digitalisierung zunehmend ein.

Sie ist ein wesentlicher Zukunftsfaktor unserer Kinder.

Bildung heute

Die Zukunft unserer Kinder wird geprägt durch ein liebendes, förderndes wie forderndes Elternhaus und eine zukunftsgerichtete Bildung. Nur wie sieht sie aus, die Bildung von heute?

Eigene Beobachtungen

Mit drei Kindern, vom Kindergarten bis aktuell zur 7. Klasse im (naturwissenschaftlich ausgerichteten) Gymnasium, mache ich täglich persönliche Erfahrungen mit unserem Bildungssystem. Sehr subjektive natürlich, aber gerne im Diskurs mit anderen Eltern an anderen Schulen.

Informatik im Blick

Was ich beobachte? Der Informatikunterricht meines 13-jährigen unterscheidet sich nicht wesentlich von dem, was ich vor 30 Jahren in der Schule gelernt habe. Da ist es mir besonders aufgefallen.

Und wo steht unser Bildungssystem?

Bilden wir unsere Kinder aus, das Maschinenzeitalter zu gestalten? Ist unser Bildungssystem dem gewachsen? Unsere Kinder lernen lesen, schreiben, rechnen. Sie pauken eine Menge Stoff (der auch in meinem Fall auf der Festplatte sicherer aufgehoben ist als im Hirn… 😉 ). Es scheint, als wären das alles Methoden, die aus dem Gestern kommen.

Lehrinhalte

Müssten Schüler heute nicht eher verstehen den Taschenrechner ordentlich zu bedienen statt alle Formeln auswendig zu lernen? Sollten wir nicht die Maschine die Statistikberechnung durchführen lassen und den Menschen lehren, den Sinn daraus zu generieren? Sie im Kontext und „mit Menschenverstand“ zu interpretieren? Denn das ist eine zutiefst menschliche Fähigkeit, bei der auch Intuition, Bauchgefühl, Haltung aus gelebtem Erfahrungswissen einfließen. Kompetenzen, die Schule heute nicht vermittelt.

Kompetenzen aus der Vergangenheit führen uns nicht in die Zukunft. Share on X

Digitale Medien

Bei meinem Zwölfjährigen hält gerade das digitale Geschichtsbuch Einzug in den Unterricht – wohlgemerkt als eine der ersten Pilotschulen, im Jahr 2016. Sicher ist es ein guter Ansatz, wenn die Kids multimedial anschaulich das Leben der Könige und mehr aus der Vergangenheit vermittelt bekommen. Aber es ist nicht mehr als ein Medienwechsel und weit entfernt davon, den Kids das Gestalten der Digitalen Welt zu vermitteln.

Klassische Schulbildung heute

Auch wenn ich die Schule sehr schätze, auf Dauer ist dieses klassische Modell nur ein sehr gutes Auslaufmodell. Bildungsvergleiche beispielsweise der OECD stellen uns heute schon kein sehr gutes Zeugnis aus. Deutschland liegt nur im Mittelfeld. Ein Wandel ist leider nicht in Sicht.

Es wird Futter in den Kopf gepaukt. Die Kids haben in Klasse 6 schon keine Lust mehr dazu, sie sehen die Relevanz nicht. Wäre es nicht viel bedeutender, die Dinge anders anzugehen? Zu lehren, wie Kinder selbst ihre Schlüsse ziehen? Ihnen früh die Möglichkeit zu geben, das Digitale zu entdecken und selbst zu gestalten?

Auch der renommierte Bildungsforscher Gigerenzer fordert, dass unsere Kinder anders lernen sollten. Selbstständiges Denken und Problemlösungen statt Faktenwissen.

Wir sollten lehren, Ideen zu entwickeln

Wichtig für unsere Zukunft ist, dass wir lernen, neue Ideen zu entwickeln. Diese Freiheit muss auch Bildung geben.

Die “etwas anderen” Bildungssysteme bringen überproportional viele Gründer hervor. Es ist kein Zufall, dass große Gründer aus dem andersartigen Bildungssystem einer Montessori-Schule kommen, wo freier gelernt wird und die Kinder aufgefordert sind, selbst Schlüsse zu ziehen.

Jimmy Wales, Gründer von Wikepedia, Jeff Bezos von Amazon und die beiden Google-Gründer Larry Page und Sergey Brin zählen dazu. Larry Page sagt, „es ist Teil der Ausbildung, keine Regeln und Anordnungen zu befolgen und eigenmotiviert zu sein …, die Dinge ein kleines bisschen anders anzugehen“.

Vordenker Elon Musk gründete sogar seine eigene Schule, mit dem Ziel Stärken besser zu fördern.

Mut gefragt

Ich wünsche mir Bildungspolitiker, die hier einen mutigen Schritt gehen. Denn es braucht wesentliche Veränderungen. Es braucht Taten statt Worte. Wir könnten Lehrinhalte weglassen, die von Maschinen schlicht besser beherrscht werden. Das wäre sehr mutig. Wir brauchen vor allem schnell Initiative in Schulen, die Kindern lehrt, wie sie die digitale Welt gestalten. Der Föderalismus in Deutschland macht es noch mal schwerer, hier Tempo vorzulegen. Aber es muss gelingen, denn sonst bringt auch die kommende Generation zu wenig digitale Kompetenz mit.

Großbritannien hat es uns vorgemacht. Bereits vor 2 Jahren führte man innerhalb kurzer Zeit landesweit das Fach Computing ein und startete damit eine Revolution. Unsere Forderung im Beirat Junge Digitale Wirtschaft – Digitalkunde ab der ersten Klasse – fasste mein Kollege Stephan Noller kürzlich in der Zeit gut zusammen.

Deutschland braucht mutige Politiker für eine Reform der (digitalen) Bildung. Share on X

Der Mensch ergänzt die Maschine

Wir sollten uns aktiv und positiv gestimmt auf die Gestaltung der Zukunft konzentrieren statt eine Angstdiskussion zu führen, die uns hemmt. Der Mensch ergänzt die Maschine und gestaltet die Zukunft. Wenn er sich traut.

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