Das Glück selbst in die Hand nehmen
Ich bin ja großer Freund davon, dass Frauen sich aufmachen, in der Wirtschaft mitzumischen und ihr “Business-Ding” zu machen. Dabei bin ich überzeugt, dass es der falsche Weg ist, stets Sonderrollen zu verlangen oder zu Jammern, sondern es geht nur, indem wir Mädels aktiv unser eigenes Glück in die Hand nehmen. Damit bin ich jetzt auch in 16 Jahren Unternehmertum gut gefahren. Ich selbst gebe mich eher bescheiden, und sage – womöglich zu selten – dass es mein persönlicher Erfolg ist, ein eigenes Unternehmen aufgebaut zu haben, dass sich seit 16 Jahren im Markt behauptet und erfolgreich große Markenartikel-Unternehmen unterstützt. Das sagen mir tatsächlich eher andere und ich erfreue mich am respektvollen Lob.
Reflektieren und für die Zukunft lernen
Gerade deshalb ist es wichtig, zu reflektieren was den eigenen Erfolg ausmacht, was hilft, was hindert. Und zu überlegen, wovon man in Zukunft mehr machen will und was weniger. In dem Prozess bin ich quasi ständig. Das Blog schreiben ist eine gute Maßnahme, die Gedanken zu teilen. Ich merke ja, dass diese persönlichen Erfahrungsberichte auch die Beiträge sind, die mich bei anderen am meisten interessieren. Freue mich entsprechend über Eure eigenen Erfahrungen.
Überzeugung ist alles
Zurückblickend zeigt meine Zeit als Unternehmerin Stufen der Entwicklung. Ich gründete Dialego frisch von der Uni, ohne Berufserfahrung, nur etliche Praktika und Nebenjobs, die mich seit der Schule über Wasser hielten oder mir Kenntnisse mitgaben, die ich in Schule und Uni wohl nie gelernt hätte. Nichtsdestotrotz war ich überzeugt, dass ich meinen eigenen Weg gehen kann und mir nicht erst in „einem richtigen Job“ meine Sporen verdienen müsste. Mit der eigenen Überzeugung beginnt alles. Ohne sie geht nix.
Lernen, was einen ausmacht
Am Ende des Tages machen viele schöne wie negative Erfahrungen mich zu dem, was ich heute bin: Unternehmerin mit festen Überzeugungen, Empathie, einem guten Verständnis für die Welt der Wirtschaft, der Fähigkeit die digitale Welt zu verstehen und mit zu gestalten. Vor allem aber nehme ich gerne klar Haltung ein, die ich auch bereit bin, zu vertreten. Auch gegen Widerstände. Nicht mit dem Anspruch der Allwissenheit, aber bereit, sie zur Diskussion zu stellen und wichtige Dinge zu bewegen. Zu lernen, was einen ausmacht, ist gar kein einfacher Prozess und er ist vermutlich nie zu Ende. Mir helfen Gespräche mit Menschen aus verschiedensten Kontexten, ebenso wie Auseinandersetzungen, die anfangs vielleicht anstrengend sind, deren Lösung aber beide Seiten auf eine neue Ebene hebt. Gespräche weiß ich heute überhaupt viel mehr zu schätzen als noch zu Beginn meiner Laufbahn, erweitert doch jedes einzelne Gespräch den eigenen Horizont.
Mein Wille zu gestalten hat in den vergangenen Monaten neue Dimensionen angenommen, was auch ein Anlass des Blogs ist. Das Ganze ist ein Prozess, das regelmäßige Reflektieren und Neuausrichten der Prioritäten ist Teil davon.
Prioritäten sind eine wichtige, wenn auch nicht einfache Aufgabe
Ich freue mich sehr über die verschiedenen Anfragen in den letzten Jahren, Mandate anzunehmen. Sie kommen aus den unterschiedlichsten Disziplinen, sind teils politisch (dabei lege ich Wert darauf, kein Parteibuch zu haben), regional, national, Wirtschaft allgemein, Digital im Speziellen bis hin zur Handelsrichterin. Es freut mich sehr, dass meine Erfahrungen als Unternehmerin und das bewusste Lernen daraus heute auch im Größeren, jenseits meines eigenen Unternehmens, nützlich sind. So sehr ich auch gerne „Ja“ sage, muss ich mich darin üben, Prioritäten zu setzen.
Business, Mädels
Da erscheint mir wieder das Frauen-Thema. Vielleicht geht es nur mir so, aber ich lasse mich gerne einspannen, die „Welt zu verbessern“. Was bei mir vor einigen Jahren noch die Elternvertretung in Kindergarten oder Schule war (nahezu 100 % Frauen), ist heute der Einsatz für gesellschaftliche Themen (tendenziell auch mehr Frauen als Männer), wie Bildung oder die Begeisterung der Mädchen fürs Digitale. In Gremien zum Thema Wirtschaft dreht sich das Bild schlagartig, es sind 80 % Männer, wenn nicht mehr. Auch hier sind auf dem Weg vom Kindergarten zur Wirtschaft die Frauen verloren gegangen. Diskussionen dazu gibt es ja genug. Ich frage mich, was mein Beitrag sein kann.
Und es macht Klick
So richtig bewusst wurde mir das vor kurzem in einem Meeting: Wir sitzen zu fünft zusammen. Vier Unternehmer, davon zwei Frauen, und ein Berater. Es geht – wie so oft – um eine non-profit-Aktivität, die wir gemeinsam planen. Alles super. Dann macht das Gespräch eine Schleife, es geht um ein konkretes Business-Thema und einer der Kollegen, ich schätze ihn sehr, schaut minutenlang im Gespräch nur noch sein Gegenüber an – den anderen Unternehmer. Wir zwei Unternehmerinnen sitzen am Rande und beobachten das Geschehen. Ich bin fest überzeugt, es geht hier nicht um Ausgrenzung oder ähnliches, das Ganze geschieht eher unterbewusst. In dem Moment hat es bei mir „Klick” gemacht.
Loslassen und Wirtschaftsthemen voranbringen
Business Mädels! Die Alarmglocke schrillt. Meine Prioritäten rufen danach, neu geordnet zu werden, weniger Frauenthemen, mehr Wirtschaft und Digitales, denn unsere Perspektive ist sehr relevant. Ich habe ohnehin schon so viele Ehrenämter, dass mich Freunde erneut fragen, wie ich das alles mache. Aber gut, das bleibt nicht mein Geheimnis, ich schreibe ich ja sogar darüber ;). Ich habe mir die Frage gestellt, wenn Du zu sehr auf gesellschaftliche Themen fokussiert bist, wirst Du in der Businesslandschaft gar nicht wahrgenommen? Es reizt mich tatsächlich mehr, die Anfrage anzunehmen, in ein Digital Advisory Board einer Company einzusteigen als das x-te Ehrenamt in Sachen Bildung anzunehmen, auch wenn das Thema mindestens genauso brennt oder ich dafür ein anderes Engagement abgeben muss. Vermutlich ist es Zeit für einen Re-Fokus. Die Kunst wird darin liegen, die wichtigsten Herzensthemen zu behalten, aber Themen auch loszulassen, um am Ende mehr Impact in der Wirtschaft zu erzielen.