Der Begriff Globalisierung ist in aller Munde. Es gibt Gegner, Kritiker, Befürworter – alle mit ihren guten Argumenten dafür oder dagegen. Momentan ist beispielsweise das Transatlantische Freihandelsabkommen (TTIP) ein heiß diskutiertes Thema mit vielen Pro- und mindestens so vielen Contra-Punkten. Was wenige ahnen: Wer im Wirtschaftsalltag Globalisierung leben will, hat es oft noch richtig schwer.
Globalisierung: Ins Ausland zu expandieren, birgt zahlreiche Hürden
Lese aus dem Alltag eines kleinen Aachener Unternehmens mit Expansionsplänen im Ausland: Unser Geschäft bei Dialego ist international, die Umfragen laufen manchmal sogar in 50 Ländern oder mehr. Unsere Kunden, meist global agierende Großunternehmen, sitzen alle nicht in Aachen sondern in Hamburg, München oder im internationalen Headquarter in London, New York oder Paris. Es lag also nah, ein Büro zur Kundenbetreuung vor Ort zu eröffnen. Gesagt getan. Vor einigen Jahren starteten wir also Büros in Paris und London mit Kundenbetreuern vor Ort.
Wer im Wirtschaftsalltag #Globalisierung leben will, hat es oft noch richtig schwer. Share on XDie Erfahrung lässt mich heute noch den Kopf schütteln. Denn gelebte Globalisierung und Geschäftsalltag gehen noch lange nicht Hand in Hand. So wertvoll ich landestypische Kulturen und Besonderheiten finde, so erstaunt bin ich doch, wie weit entfernt wir von einer globalen Wirtschaft sind – zumindest für ein kleineres Unternehmen, das sich keinen großen Stab interner Experten leisten kann.
Auf diese Stolpersteine sollte man sich daher vorbereiten, wenn man ins Ausland expandieren will:
- Ein Steuerberater, der sich mit den landestypischen Anforderungen der europäischen Nachbarn auskennt, muss erstmal ausgemacht werden. Der ist nicht immer leicht zu finden.
- Ebenso ein Rechtsanwalt, der weiß, worauf man in Arbeitsverträgen bei unseren Nachbarn Frankreich und Großbritannien (oder welches Land Ihr Euch aussucht) achten muss.
- Auch die meisten Banken beherrschen nicht alle drei oder gar mehr Länder.
Wer ein Angebot herausschickt, sollte mit einer Nachfrage rechnen…
Eine Anekdote: Ich erhielt just zum Zeitpunkt, als wir die Internationalisierung anstießen, eine treffende Werbesendung einer deutschen Großbank, bei der wir glücklicherweise Kunde sind. Das Prospekt versprach Unterstützung im internationalen Geschäft. Fortschrittlich war der Brief von unserem Berater „unterschrieben“. Also rief ich ihn an, dankte für die wertvolle Information und bat, dass er ein Konto in Frankreich und Großbritannien für uns eröffnet. Doch weit gefehlt. Weder wusste mein Berater von dem Werbebrief und der angebotenen Leistung, noch konnte die Bank die gewünschten Konten bereitstellen. So einfach geht das nicht – selbst das eigene Hochglanzprospekt der Großbank täuschte.
In Sachen Bürokratie steht Frankreich Deutschland in nichts nach
Ähnlich erging es uns bei der Suche nach einem Steuerberater und Rechtsanwalt. Und auch wenn man meint, dass in Deutschland alles sehr bürokratisch ist, so stellten wir fest, dass Frankreich da noch eine Schippe drauflegt. Perfekte Kenntnisse der Landessprache werden vorausgesetzt, eine englische Variante beispielsweise von öffentlichen Anmeldungen gibt es ganz selbstverständlich nicht.
Nicht nur in Deutschland: #Bürokratie als Hindernis der #Globalisierung. Share on XAuch wenn ich mir wünsche, dass sich die Länder viel Individualismus erhalten, so sehr hoffe ich, dass die Liberalisierungs- und Harmonisierungsbemühungen der Europäischen Union bald Wirkung im Unternehmensalltag zeigen. Es wird wohl noch etwas dauern. Bis dahin shoppe ich gerne, ganz unkompliziert weiterhin privat in Holland und Belgien – gerne auch am Sonntag, solange das in Deutschland nicht möglich ist.