In einer Umfrage bei Besuchern einer Ausstellung zum Thema “Orte der Macht” nannte die überwiegende Mehrheit der Befragten, dass “Unternehmen” ihre Macht am meisten missbrauchen, noch deutlich vor Politik oder den Geheimdiensten. Ich bin erschrocken über diese Meinung der Bevölkerung (es waren über 5.000 Stimmen. Gut, vermutlich kulturinteressierte und nicht unbedingt bevölkerungsrepräsentativ, aber bei dem Ausmaß der Übermacht, ein deutliches Signal).
Machtmissbrauch schadet massiv dem Unternehmerbild
Macht ist natürlich immer dann schwierig, wenn sie missbraucht wird. Aber hat Unternehmertum auch stets mit Macht zu tun? Ich bin fest überzeugt, dass die ganz große Mehrheit von Unternehmern ehrlich ist und es vereinzelte Skandale einzelner Großunternehmen sind, die die Negativstimmung verursachen. Dies ist aber unfair gegenüber dem Bild des Unternehmers in den Köpfen der Bevölkerung. Es könnte viel positiver sein. Schließlich schafft der deutsche Mittelstand mehr als jeden zweiten Arbeitsplatz. D.h. der Großteil der arbeitenden Bevölkerung dürfte bei einem werteorientierten und nicht übermächtigen Unternehmer beschäftigt sein. Und es wäre schrecklich wenn jeder Arbeitnehmer in einem (Mittelstands-) Unternehmen seine Beschäftigung als Teil eines Machtspielchens wahrnehmen würde. So eine Wahrnehmung wäre für unser gesamtes Wirtschaftsgeschehen kontraproduktiv.
Macht beschreibt, dass Jemand eine stärkere Verhandlungsposition hat oder sogar gegen den Willen seines Gegenübers entscheidet oder handelt. Aber welche Rolle spielt Macht? Und wem ist sie wichtig?
Der bessere Weg – Gestaltungsfreiheit leben
Ich bin Unternehmerin und Macht spielt in meinen Leben keine Rolle. Ich habe jedoch einen großen Willen, zu gestalten und zu fördern. Diesen Treiber wird so ziemlich jeder Unternehmer haben. Ist das Unternehmertum doch sozusagen die “Firma-gewordene” Gestaltungsfreiheit – im Rahmen der gesetzlichen Richtlinien, die Jeder – Unternehmer oder Bürger – zu beachten hat.
Der feine Unterschied – Frauen und Macht
Allein biologisch ließe sich so erklären, warum Frauen trotz Spitzenabschlüssen an den Unis nicht… Klick um zu Tweeten
Ich frage mich, ob Frauen Macht genauso wichtig ist wie Männern? Tipp – Klares Nein und es gibt einige Anhaltspunkte dazu. Die Erziehungspsychologin Susan Pinker beispielsweise beschreibt in ihrem Buch Das Geschlechterparadox den Unterschied aus der Biologie. Männer sind extremer beschreibt sie, basierend auf wissenschaftlicher Forschung. Die Männer haben mehr Testosteron, das sie abenteuerlustig und aggressiv macht während die Frauen durch Oxytozin von Mitgefühl und Sozialkompetenz geprägt sind. Allein biologisch ließe sich so erklären, warum Frauen trotz Spitzenabschlüssen an den Unis nicht in die Führungsetage vordringen. Eine spannende Erklärung, denn auch die Evolutionsbiologie bestätigt die These, dass das Verhalten der Frauen alleine Grund genug ist. Was ich gut finde an Pinker´s Erklärung: Sie macht auch klar, dass es keine Frage der Diskriminierung ist und ich denke, diese Debatte müssen wir wirklich ablegen. Vielmehr müssen wir uns fragen, wie die Wirtschaftswelt gestrickt sein muss, dass Frauen wie Männer sich entfalten können. Und dabei sollten sich beide nicht gegenseitig im Weg stehen. Doch wie viel Verständnis gibt es schon, wenn die Anlage und das Verhalten doch so unterschiedlich sind?
Miteinander statt Gegeneinander
Persönlich kann ich sagen, dass ich mich regelmäßig wundere, wenn ein Mann aggressiv und womöglich machtbewusst seinen Weg geht. Spätestens wenn er meinen Weg kreuzt, ich dies nicht akzeptieren kann und das klar mitteile, ist geradezu spürbar wie das überrascht. Meistens führt das zur Klärung, aber ich habe es auch schon erlebt, dass ich auf Verwirrung stoße und “Mann” nicht von seinem Weg abzubringen ist. Und das empfinde ich als Problem. Denn wenn “Mann” aggressiv auf Macht gepolt ist, dann gibt es kein Miteinander sondern nur Gegeneinander bei dem letztlich die Sache leidet.
Weibliche Vorbilder an der Spitze von Unternehmen nötig
Wenn wir einmal anerkennen, dass die Biologie uns einfach unterschiedlich gestrickt hat, dann müssen wir einen guten Weg finden, statt aggressiver Machtspiele unsere jeweiligen Kompetenzen anerkennend und – miteinander statt gegeneinander einzubringen. Ich bin sicher, dass dies auch in der Zukunft zentrales Thema von Frauen in Führungspositionen sein muss, statt steif auf einer “Quote” zu bestehen, die sich einer Diskriminierung erwehren soll. Und wenn Mitgefühl und Sozialkompetenz auch an der Spitze des Unternehmens Einzug gehalten haben, könnte sich vielleicht auch das Bild des Unternehmers bessern. Zwei Fliegen mit einer Klappe. Aber zugegeben: dieser Prozess dürfte noch mindestens 10-20 Jahre dauern, bis wir eine spürbare Veränderung bei der Besetzung mit weiblichen Vorständen verzeichnen.
Männer und Frauen brauchen gemeinsame Spielregeln
Wenn Männer mehr nach Macht streben und Frauen den starken Gestaltungswillen haben, sind sie nicht weit voneinander entfernt. Sie brauchen “nur” gemeinsame Spielregeln und Akzeptanz der unterschiedlichen Ziele, vielleicht auch einfach den offenen Diskurs, um gemeinsam auf Erfolgskurs zu gehen. Und das ganz ohne Machtspielchen.