„Isso“ ist kein Konzept gegen Korruption
„Ist so“, ist nicht in Ordnung wenn es um Korruption geht. Auch wenn es sich erstmal „ausgeblattert“ hat und der Fifa-Präsident Sepp Blatter kurz nach seiner Wahl zurück getreten ist. Davor hat er sich erst einmal selbstbewusst zur Wahl gestellt und wurde ebenso selbstverständlich gewählt. Asien und Afrika baggerten nach dem Rücktritt, dass er vom Rücktritt zurück tritt. Bleibt zu hoffen, dass er das unterlässt. Die Bitte kommt wohl nicht zufällig aus Staaten, die im Korruptionsindex von Transparency International die schlechtesten Werte aufweisen.
— Robert Franken (@herrfranken) June 2, 2015
Resignation an der Tagesordnung
Rund um die Wahl wurde landauf, landab über die Korruption bei der Fifa gesprochen, Kandidaten wurden überführt, aber das Ego des Spitzenmannes war so groß, dass er ohne erkennbare Selbstzweifel in die Neuwahlen ging. Ich habe mich gefragt, wie das möglich ist. Warum tauchten die Fifa und konkret Sepp Blatter zwar durchgängig zum Thema Korruption in den Medien auf, aber die Weltbevölkerung sagte resigniert: „Das ist halt so“.
Die Frage, ob der Einzelne das ändern kann
Ich kann verstehen, dass der Einzelne denkt „das kann ich allein wohl nicht ändern“, aber deshalb ist es nicht ok, das Phänomen Korruption zu akzeptieren und als gegeben hinzunehmen. Diese passive Haltung eines jeden Einzelnen, das Akzeptieren des Fehlverhaltens macht sie erst möglich.
Selbstverständlich darf das Vorgehen nicht sein
Mir wurde das Phänomen „isso“ bewusst, als ich am Tag nach der Wahl mit verschiedenen Menschen über den Fall Blatter sprach. Die Meinung war einhellig ein „ist halt so“. Die Seilschaften funktionieren: Sepp Blatter wird gewählt, er macht weiter wie bisher, die Sponsoren und großen Marken werden selbstverständlich weiter Sponsorpartner bleiben und damit das Prinzip „Geld beherrscht alles“ unterstützen – auch wenn es krumme Wege geht. Das Weltereignis weckt Begehrlichkeiten, „der Zweck heilige die Mittel“.
Resignation macht Korruption erst möglich
Ich wundere mich sehr über diese Haltung, begegnet man ihr doch zu verschiedensten Themen. Die Haltung, dass der Einzelne Herrn Blatter nicht vom Stuhl stoßen kann – auf den Gedanken ist er zum Glück noch selber gekommen –, die Wahrnehmung, selbst so klein zu sein und „da oben die Großen“ ihre Geschäfte unter sich ausmachen lassen. Es wirkt wie Resignation, ohne selbst Haltung einzunehmen.
Aber es ist doch genau die eigene Haltung, die in Summe die Haltung einer Gesellschaft formt. Wenn wir alle sagen „das ist halt so“, dann akzeptiert jeder Einzelne die Korruption und unterstützt die Vorteilsnahme und den Machtmissbrauch derer, für die Wirtschaftsmoral ein Fremdwort ist. Erst wenn viele denken, „das ist so“ öffnet sich der Raum für Korruption.
Selbstwirksamkeit – Auch im Kleinen an die Veränderung zu glauben
Es ist veränderbar. Durch den Glauben an das Gelingen und daran, dass Jeder im ganz Kleinen schon etwas ändern kann. Das nennt sich Selbstwirksamkeit und wird vorreitermäßig vom Aachener Verein Malaika e.V. schon in der Grundschule gelehrt – zumindest in Modellschulen. Das Erlernen einer eigenen Haltung statt massenkonformem Verhalten, ist ein elementares „Social Skill“ und sollte jedem Schüler zuteil werden. Es sollte von der Grundschule in die weiterführende Schule gelangen und so letztlich eine gesunde Wirtschaft ermöglichen.
Dieser Beitrag wurde erstmals am 06.06.15 als Kolumne in der AZ/AN veröffentlicht