Die Frauenquote ist in aller Munde. Es geht vor allem um die Führungsetage in Unternehmen – sei es Aufsichtsrat, Vorstand oder Geschäftsführung – aber auch um mehr Unternehmerinnen. Wir brauchen mehr Frauen in der Führung und mehr “Women Entrepreneurs” damit Frauen in Deutschland’s Wirtschaft wirksam werden. Die Frauen begehren auf und geraten in einen Strudel der Diskussionen. Ich habe es selbst erlebt. Häufig ist das erste Gegenargument: dann hat Frau die Position nur bekommen weil´s die Quote gibt und nicht aufgrund ihrer Qualifikation. Die Qualifikationsdiskussion ist eine Eigene, die geführt werden sollte. Aber nicht einseitig.
Eine Frage der Position
Aber warum begeben wir Frauen uns in diese Rolle? Stellen uns als Bittsteller hin. Das ist nicht die beste Position. Wir brauchen Hilfe und wenn gar nichts hilft, dann halt die verpflichtende Quote – generell ein schwieriges Thema? So ein Pflichtprogramm Top-Down funktioniert ja in vielen Fällen nicht und produziert womöglich unnötigen Widerstand. Und dieser ist medienwirksam auch zu vernehmen.
Und eine Frage der Protagonisten
Dann kam im September 2014 eine wunderbare Initiative der UN und öffnete mir die Augen. #HeForShe heißt sie und sagt alles, was gesagt werden muss. Es macht viel mehr Sinn, MIT den Männern den Weg zu gehen und für Gleichberechtigung zu kämpfen. Andernfalls kommt allzu schnell der Gedanke hoch, es ist ein Kampf gegen die Männer. Genau das Gegenteil ist der Fall.
Einladung statt erhitzte Gemüter
Ich kenne es aus eigener Erfahrung. Seitdem ich mich mit dem Thema Frauen in Führungsposition und als Gründerin beschäftige, ecke ich zunehmend an. Oftmals bei Männern, die diese Welt, in die ich mich da begebe, nicht nachvollziehen können (wobei ich meinen Kindern ja immer sage „können kommt von wollen“ 😉 ). Ja, die sich bedroht oder sogar persönlich angegriffen fühlen. Merkwürdig ist das und den perfekten Weg mit diesen Herren der Schöpfung klar zu kommen, habe ich auch nicht gefunden. Zumal mir der respektvolle Umgang mit allen Mitbürgern wichtig ist, ich dabei stets klar und direkt bin. Noch schlimmer. Frau mit eigener Meinung. Schickt sich nicht als Frau? Ich sollte wohl genau diese Einladung, Gleichberechtigung zum eigenen Thema zu machen, öfters direkt aussprechen. Eine Einladung bringt die angenehm positive Grundhaltung mit, die einfach passt.
Aufflackern des Feminismus
Feminismus ist nichts anderes, als die Forderung nach Gleichberechtigung #HeForShe Share on X
Eine andere Diskussion ist die, „nicht feministisch“ zu agieren weil es fast feindselig wirkt, fast eine Art Ausladung und Abgrenzung. “So ein Quatsch” denke ich mir inzwischen. Feminismus ist nichts anderes, als die Forderung nach Gleichberechtigung. So auch Emma Watson in ihrer bewegenden Rede vor der UN. Vielleicht ist der Begriff so negativ behaftet weil man direkt Frauenbilder vor Augen hat, die vehement und in der Wahrnehmung auch gegen die Männer, die Gleichberechtigung fordern? Schade eigentlich.
Aber müsste es nicht genau umgekehrt sein? Müssten nicht gerade die Männer für Gleichberechtigung kämpfen? Sheryl Sandberg zeigt in ihrer LeanIn-Bewegung mehrere empirische Studien, die belegen, dass Partnerschaften glücklicher sind, wenn beide Partner sich um Familie und Haushaltseinkommen kümmern.
Rollenbilder gefordert
Die Vorwerk-Studie deckt auf, dass Rollenbilder in Deutschland eher wieder in traditionierte Muster zurückfallen, d.h. der Mann geht arbeiten, die Frau bleibt zu Hause und kümmert sich um die Kinder. Und das sowohl in der Vorstellung der Männern wie der Frauen. Auf der anderen Seite gibt es eine sehr agile Bewegung von Frauen, die als Speakerinnen, Gründerinnen, kompetente Managerinnen ihr Recht auf Gleichberechtigung und entsprechende Positionen fordern. Und es gibt eine ganze Reihe Männer, die dies unterstützen. Lässt sich das nicht vereinbaren? Ich denke, das muss das große Ziel sein. Noch viel mehr Männer, die #HeForShe leben und der Forderung Ausdruck verleihen. Auf allen Ebenen unseres Lebens.
Mädchen sollen auch mal laut sein dürfen Share on XWie wäre es, wenn Lehrer sich für ihre Schülerinnen einsetzen, Hochschulprofessoren für die Studentinnen und Väter für ihre Töchter, genau nicht in diese Rollenbilder zu fallen. Dass Mädchen auch mal laut sein dürfen, in der Schule den Programmier-Wettbewerb anführen und nach der Uni ein eigenes Unternehmen gründen? Wir sollten unsere Mädchen nicht rollengeprägt zum “leise und angepasst” erziehen sondern zu selbstwirksamen Persönlichkeiten, die sich etwas (zu)trauen.
Vorbilder führen uns in die Zukunft
Es gibt solche Vorbilder schon. #HeForShe ist in den USA entstanden und hat in Europa erst einmal nicht stattgefunden. Das gilt es zu ändern. Und auch, damit die öffentliche Diskussion zu starten. Barack Obama unterstützt die Kampagne. Wer wird sie bei uns anführen? Schön wäre die Kanzlerin (#SheForShe 🙂 ) oder unser Wirtschaftsminister. Wir brauchen ein Statement für mehr Gleichberechtigung und ein klares Statement dafür, Rollenbilder nicht einrosten zu lassen und rückwärts gerichtet zu prägen, sondern nach vorne zu schauen. Erst wenn wir die 50 % weibliche Bevölkerung auch in der Wirtschaft für voll nehmen, sind wir eine Nation mit Rückrat. Ich hoffe, dass dies spürbar ist, bevor meine Töchter – und alle Mädchen der jetzigen Kind-Generation – vor der Entscheidung stehen, ob sie nach der Ausbildung mit Familie zu Hause bleiben, oder selbst aktiv werden und ein Unternehmen gründen – oder etwas anderes voran bringen, das sie antreibt.