In diesem Interview spreche ich mit dem Arzt und Apotheker Prof. Harald Schmidt über neue Erkenntnisse aus der Gesundheitsforschung. Insbesondere geht es darum, wie gleiche Gene unterschiedliche Krankheiten verursachen können und wie wir Krankheiten daher im Grunde neu kategorisieren und behandeln sollten.
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Andera: [00:00:00] Heute geht es um Gesundheit und das Digitale, nämlich mit einem besonderen Interview-Gast Herzlich willkommen im Podcast Chancendenken Wie wir die Chancen des Digitalen für eine gute Zukunft nutzen. Der Podcast von und mit Andera Gadeib das ist Episode 94, ein Interview mit Harald Schmidt.
Andera: [00:00:24] Professor Dr. Harald Schmidt, einem Experten im Feld der Gesundheit und des Digitalen. Herzlich willkommen, Harald.
Harald: [00:00:55] Ja, ich danke dir, Andera.
Andera: [00:00:57] Wie schön, dass du da bist. Wir kennen uns schon so richtig lange. Kommen wir gleich vielleicht noch hin. Aber lass uns anders einsteigen. Ich habe nämlich eine hübsche Einstiegsfrage. Harald Ponykutsche oder Drohne? Wie kommst du von A nach B?
Harald: [00:01:12] Was war das erste Ponykutsche.
Andera: [00:01:14] Ponykutsche oder Drohne.
Harald: [00:01:18] Wo ich drin sitze? Ponykutsche.
Andera: [00:01:24] Warum?
Harald: [00:01:25] Weil ich finde, Entschleunigung tut manchmal gut. Und wenn dieses arme Pony mich ziehen kann, fände ich romantischer und genussvolle.
Andera: [00:01:36] Ja, kann ich mir gut vorstellen. Wunderbar. Harald, stell dich doch bitte kurz vor. Wer bist du? Was machst du?
Harald: [00:01:46] Ja, also ich bin zurzeit Professor an der Universität in Maastricht, von der Ausbildung her Apotheker und Arzt. Ich bin aber im Wesentlichen in der Forschung tätig und im Moment, sagen wir mal Daten. Unterstützte klinische Studie mit dem Ziel, Krankheiten komplett neu zu definieren und dadurch eben die Möglichkeit zu haben, sie erstmalig auch zu heilen, damit wir diesen Begriff chronische Krankheit überwinden können.
Andera: [00:02:19] Mega gut. Das ist auch ein Feld, das du mal in einem Vortrag vorgestellt hast. Wir kannten uns zwar vorher schon, aber in dem Moment dachte ich Krass, was der Harald da forscht, ist revolutionär. Wenn ich Erinnerung.
Harald: [00:02:34] Ich muss auch sagen, ich mache schon relativ lange Forschung. Das war durchaus erfolgreicher. Aber so aufregend, so spannend und so disruptiv wie wo ich da jetzt hineingeschlittert bin, so habe ich noch nie geforscht.
Andera: [00:02:50] Beschreibt doch gerne für die Zuhörer. Also ich habe nämlich vor Augen, so ein Bild, ein Netzwerk, was man jetzt verbal kannst du das wahrscheinlich sogar rüberbringen. Mir gelingt es gerade nicht, aber ein ein Netzwerk, wo tatsächlich Forschungsergebnisse ganz neu betrachtet wurden aus aus der medizinischen Forschung, beschreibt doch gerne mit deinen Worten, was das da genau ist, worauf du forscht. Und ja, so ein bisschen die Revolution, die uns erwartet.
Harald: [00:03:19] Ja, also dieses Netzwerk, was du meinst, das ist das Netzwerk aller menschlichen Erkrankungen. Und das war für mich so ein echter Heureka! Moment, als ich das gesehen hatte. Dieses Netzwerk hat man so konstruiert, dass man sich die Risiko Gene von verschiedenen Erkrankungen angesehen hat. Die werden ja durch genetische Analysen wird ja immer wieder mal so ein Risiko gehen gefunden. Und die Risiko Gene, die bei zwei Erkrankungen gefunden wurden, die wurden dann in dem Netzwerk als so eine Art Verbindungslinie zwischen den beiden Erkrankungen dargestellt. Und wenn man jetzt alle Erkrankungen und alle diese gemeinsamen Risiko Gene nimmt, dann erhält man ein Netzwerk wo alle Erkrankungen irgendwie miteinander verbunden sind durch gemeinsame Risiko Gene. Und das verblüffende an diesem Netzwerk war, dass das nicht wie so ein Maschendrahtzaun war, sondern da hatten sich einige der Erkrankungen stark zusammengeballt, weil die sehr viele gemeinsame Risiko Gene, also Klebstoff, quasi zwischen sich hatten. Andere waren weiter entfernt, haben dann aber andere Grüppchen gebildet. Und das zweite, was interessant war Man hat den Erkrankungen unterschiedliche Farben gegeben, je nachdem, wo sie zu welche Fachgebiete gehören. Also sagen wir mal Neurologie, Kardiologie, Lungen, Heilkunde, Urologie, Dermatologie. Und so weiter. Und das waren alles verschiedene Farben. Und jetzt hätte man vielleicht denken können, dass in einer Ecke sind alle Herz Kreislauf Erkrankungen, in der anderen Ecke alle Lungenerkrankungen. Und so weiter. Und das war aber genau nicht der Fall, sondern alle diese Grüppchen waren kunterbunt. Das heißt, Erkrankungen gehören wahrscheinlich zusammen. Die wir im Moment von ganz unterschiedlichen Fachärzten behandeln lassen. Auch in ganz unterschiedlichen Forschungsdisziplinen forschen. Und solange wir das nicht erkennen, dass das, was wir sozusagen künstlich getrennt haben, aufgeteilt nach diesen organ-basierten Disziplinen, die wir in der Medizin nun mal haben. Im Moment werden wir nie zu den Ursachen der Erkrankungen vordringen. Und daraufhin habe ich meine Forschung komplett geändert.
Andera: [00:05:57] Wow. Und das ist für mich so, die die Revolution nämlich. Wenn man sich heute vorstellt, Abteilungen in Krankenhäusern oder die Kategorien, in denen Ärzte unterwegs sind, das sind ja die Farben, die Denkweise, wie wir in der Vergangenheit dachten.
Harald: [00:06:12] Oder Schubladen. Ja, genau.
Andera: [00:06:14] Schubladen, Ja, in der wir über die wir in der Vergangenheit dachten, genau so muss Medizin gehen und so werden wir gesund. Und wenn wir was am Herz haben, dann ist da was am Herz. Und das hängt nicht mit was anderem zusammen. Was? Ja, logisch gedacht. Der Körper ist ein Organismus, ein kleines Wunderwerk also ist ja logisch eigentlich, dass es vielleicht doch noch mit was anderem zusammenhängt. Das Faszinierende, was ich daran fand, war, dass die Technik, das ist ja auch eine Art Text Mining gewesen, was da über die vielen Forschungsergebnisse gelaufen ist. Die Technik geht da natürlich total objektiv dran. Die denkt nicht so wie die vielen, die sozusagen das Medizinsystem, die dieses Organ denken, haben. Sondern die Technik sagt wo finde ich Verbindungen? Und wenn die Verbindung, dann eben zwischen Herz und Hirn oder du hast da wahrscheinlich Beispiele. Wäre auch ganz spannend, vielleicht ein, zwei Beispiele zu hören, die vielleicht so so auffällig waren. Dann neue Verbindungen, die man vorher nicht gesehen hat. Wir gucken als Mensch dann nicht hin, weil wir so geprägt sind aus der Vergangenheit, während der Algorithmus ganz nüchtern und auch gut nüchtern und objektiv durchforstet diese ganzen Texte und zeigt nicht mehr und nicht weniger als Verbindungen, die es findet, ob die jetzt bekannt sind oder nicht. Und da sind ja offenbar ganz viele unbekannte Verbindungen entstanden, auf denen du jetzt warst. Hochinteressant. Ja, es sind so spannende oder ein, zwei interessante Verbindungen, die du als Überraschung daraus hervorgehen.
Harald: [00:07:42] Na ja, diese Gruppen an sich, wie die aussahen, das war alles überraschend für für mich war der jetzt ganz konkret lief das so: Ich habe natürlich auch wie alle anderen Forschung gemacht. Ich hätte mich vor ein paar Jahren als Herz Kreislauf Wissenschaftler bezeichnet, vielleicht noch sogar mit einem Schwerpunkt Bluthochdruck. Und da kennt man ja die Ursachen nicht. Also 95 % aller Patienten mit Bluthochdruck werden mit primärer Hypertonie diagnostiziert und das heißt im Grunde genommen Ihr Blutdruck ist erhöht, aber wir wissen nicht warum. Und insofern war ich und sind andere auf der Suche nach Ursachen von Bluthochdruck, die man dann auch wirklich ursächlich behandeln könnte, um eben Herzinfarkt oder Schlaganfall zu verhindern. Deswegen behandeln wir ja ja Bluetooth Und da hatte ich so ein paar Kandidaten Gene, die so durch die Literatur geistern. Und in der Grundlagenforschung macht man das dann so in der Regel im Tierversuch, dass man zum Beispiel dieses Gen aus Knock out ausschaltet und schaut. Tritt dann kein Blutdruck mehr auf oder tritt dann Bluthochdruck auf. Und da war aber nix. Und wir hatten also sieben Jahre. In dieser Knock out Maus heißt das zeitlich investiert auch viel Geld. Und so weiter. Und man würde ja doch ganz gerne irgendetwas veröffentlichen. Und dann habe ich so gefunden, dass in den anderen Disziplinen wurden die Hygiene auch diskutiert und da habe ich halt ein paar Arbeitsgruppen angeschrieben. Könntet ihr mal unsere Knock out Maus in eurem Modell testen? Und dann kamen so nach einem Jahr oder so kamen dann die ersten Ergebnisse rein. Aha, im Schlaganfall ist es wichtig. Bei Diabetes ist es wichtig, bei Nieren Erkrankungen. Okay, schön, das können wir wahrscheinlich publizieren, aber das hat mich überhaupt nicht interessiert. Das waren gar nicht meine Arbeitsgebiete zu dem Zeitpunkt damals. Und dann habe ich dieses Poster gesehen und habe gesagt, da muss man doch mal schauen, wo. Es tauchen diese Gene auf, die uns im Moment zu interessieren und dann haben Schlaganfall. Diabetes, Nieren, Erkrankungen kriegen ja noch weiter Alzheimer. Und so weiter. Das waren alles Erkrankungen, die in so einem Grüppchen verbunden sind durch diese Gene, über die wir nun zufälligerweise mal gearbeitet haben.
Andera: [00:10:23] Wow! Eure Knock out Maus hat sozusagen das gezeigt, was im Netzwerk dargestellt war.
Harald: [00:10:29] Ja, aber ich sage mal gerade so, das war ja für mich war das reiner Zufall. Nur im Nachhinein konnte ich das erklären.
Andera: [00:10:38] Ja, klar.
Harald: [00:10:39] Das macht Sinn. Im Grunde genommen sind das. Wenn man es jetzt anders sieht und man auf der Suche nach Krankheitsursachen sind, ist eigentlich dieser Klebstoff, diese gemeinsamen Risiko Gene. Das ist eigentlich die Ursache. Und an der Oberfläche, was wir jetzt als Erkrankung bezeichnen, sind eigentlich nur die Symptome in verschiedenen Organen von dieser einen genetischen Ursache. Das heißt, man kann mit der gleichen und mit der gleichen Krankheitsursache kann man einen Schlaganfall, Diabetes und wenn man Pech hat, auch noch Nierenversagen bekommen. Und was dazu auch noch passte, man kann, ja man kann verschiedene Arten dieser Krankheits Netzwerke kreieren. Zum Beispiel wenn eine Erkrankung sehr häufig bei. Oder wenn. Wenn zwei Erkrankungen sehr häufig beim selben Patienten auftauchen. Immer wieder kriegt er Krankheit A und Krankheit B nie allein. Dann ist das ja auch ein Hinweis darauf, dass diese beiden Erkrankungen eigentlich eine gemeinsame Ursache haben. Sonst würden sie ja nicht so häufig immer wieder beim selben Patienten auftauchen. Und das nennt man Morbidität. Und daraus kann man ja auch aus allen Koma Absurditäten, also gemeinsam beim selben Patienten auftretenden Erkrankungen kann man ja auch ein Netzwerk erzeugen. Und so ist zum Beispiel Schlaganfall, Diabetes und Nierenversagen sind KO Morbidität. Also auch das passte das. Und dann hat sich bei mir alles umgedreht und hat gesagt, es macht überhaupt keinen Sinn, nach einem Organ sich praktisch zu definieren und darauf zu forschen. Es macht auch keinen Sinn, ein Symptom zu erforschen, sondern man muss durchdringen zu den Ursachen der Erkrankungen. Und dann würde man meine Erkrankung nicht mehr Bluthochdruck bezeichnen, sondern eben nach der Ursache.
Andera: [00:12:45] Und lässt sich das aus dem Netz dann auch schon ein Stück weit erklären, also wo Ursachensuche betrieben werden kann.
Harald: [00:12:52] Na ja, ja, also was, was dann noch wirklich unser Beitrag war, was dann so eine eigene Innovation war aus der ganzen Human Genom Forschung ist eigentlich medizinisch so hart Das klingt bislang nicht viel rausgekommen, außer bei seltenen Erkrankungen, wo wirklich ein einziges Gen ausreicht, das so wichtig ist, um die Erkrankung zu verursachen. Die hat man schon auf diese Weise identifiziert. Aber auch bei allen anderen bitte.
Andera: [00:13:25] Aber kaum Menschen betrifft also wenige Menschen.
Harald: [00:13:28] Ja, eben deswegen heißen sie das seltener. Obwohl jede einzelne seltene Erkrankung ist selten, aber es gibt circa 7000 seltene Erkrankungen. Und wenn man alle Menschen mit seltenen Erkrankungen in ein Land umziehen würde, wäre das das drittgrößte Land der Erde.
Andera: [00:13:51] Okay, schon eine Menge.
Harald: [00:13:52] Und seltene Erkrankungen sind auch ein sehr guter Beweis für diese, für diese Herangehensweise an Medizin. Weil da haben wir ja den Vorteil, wir wissen tatsächlich die Ursache. Und jetzt kann man sich mal die Symptome dieser Patienten mit seltenen Erkrankungen ansehen. Und was dabei rauskommt ist, dass die meistens 234 Symptome haben in verschiedenen Organen. Das ist praktisch. Das belegt im Grunde genommen, dass eine Krankheits definition nach Symptomen in Organen, so wie wir es gegenwärtig machen, völlig unsinnig ist. Weil wenn man jetzt nicht wüßte, dass dieses Gen die Ursache ist, könnte es leicht passieren, dass der Patient mit vier Erkrankungen diagnostiziert wird. Nicht wissend, dass eigentlich alle vier nur Symptome einer einzigen Ursache sind. Und haben wir das in den letzten Jahren denke ich, relativ gut aufgedröselt? Wir haben uns natürlich in dieses Grüppchen von Erkrankungen sind wir dann tiefer eingestiegen. Und um es jetzt zusammenzufassen was wir jetzt praktisch machen Wir machen jetzt klinische Studien. Ich mache praktisch überhaupt keine Tierversuche mehr, weil das war auch so eine Erkenntnis. Wenn wir die Ursachen einer humanen Erkrankung nicht wissen, wie sollen wir dann sicher sein, dass ein Tierversuch Modell, was vielleicht vom Symptom her so ähnlich aussieht, sagen wir mal jetzt auch Bluthochdruck hätte? Wie sollen wir wissen, dass dieses Tiermodell genau den menschlichen Krankheits Prozess abbildet, also wirklich medizinisch relevant ist? Geht ja gar nicht. Wir können das ja gar nicht machen. Und in dem Moment, wo wir einen Verdacht haben, was der menschliche Krankheits mechanismus ist, warum sollen wir dann noch ein Tierversuch machen? Dann können wir doch gleich eine klinische Studie im Menschen machen.
Harald: [00:16:04] Und genau das, genau das machen wir jetzt. Was noch hinzukommt ist, dass solche Krankheits bezeichnung wie Bluthochdruck, die ja fast damit wird ja fast 1/5 oder 1/4 der Bevölkerung abgestempelt, dass das natürlich nicht eine Erkrankung ist, sondern es gibt möglicherweise 456 Ursachen, wieso ein Blutdruck noch ein bisschen höher ist als der vielleicht von anderen Menschen. Manche Menschen haben ja auch einen niedrigen Blutdruck, das ist ja normal verteilt. Irgendwie haben wir da mal so festgelegt So zack, ab hier erklären wir das für krankhaft. Alle darüber werden behandelt, alle da drunter ist gut. Das ist ja auch im Grunde genommen sehr arbiträr. Und jetzt angenommen, es gibt jetzt fünf Ursachen für einen etwas höheren Blutdruck als andere Menschen, dann sind vielleicht drei Ursachen völlig harmlos Man hat einen höheren, hat halt ein etwas höher Blutdruck. Wir sind ja auch nicht gleich groß, haben nicht die gleiche Augenfarbe. Warum sollten wir alle denselben Blutdruck haben? Und zwei Ursachen sind aber vielleicht wirklich gefährlich, weil sie sich tatsächlich mit einem Risiko für einen Herzinfarkt und oder ein Schlaganfall assoziiert sind. Und die muss man dann behandeln und dann verschwindet der Bluthochdruck. Aber man behandelt auch gleichzeitig das Risiko für einen Herzinfarkt und Schlaganfall und so solche klinischen Studien machen, weil dann sind natürlich total aufgeregt im Moment. Wir haben jetzt zwei klinische Studien bewilligt, die bekommen also genehmigt durch Regulatoren und und und Ethik Komitees und die die dritte läuft im nächsten Jahr an und wenn wir das zeigen können, dass wir, sagen wir mal zum Beispiel Patienten mit Bluthochdruck uns anschauen, dann schauen wir, hat er diesen von uns vermuteten Krankheits Mechanismus.
Harald: [00:18:05] Ja, dann behandeln wir ihn und der Blutdruck sinkt tatsächlich. Dann haben wir bewiesen, dass Krankheiten komplett anders definiert und behandelt werden können. Wir haben natürlich da noch nicht den Beweis, dass dieser Patient dann keinen Schlaganfall oder Herzinfarkt bekommen. Da müsste man jetzt Jahre zuwarten. Aber wir gehen zum Beispiel in Patienten rein, deren Blutdruck sich nicht absenken lässt. Da gibt es nämlich relativ viele. Nimmt man resistenter Hypertonie oder resistenter Bluthochdruck und da hätten wir dann schon sofort den Beweis. Also alle anderen Versuche, den Blutdruck zu senken, sind gescheitert. Aber hier, mit diesem sozusagen rationalen kausalen Ansatz können wir ihn senken. Da machen wir gleichzeitig eine Schlaganfall Studie. Schlaganfall ist ja im Moment nicht behandelbar und wir machen eine Studie bei einer herz besonderen Form von Herzschwäche, die im Moment auch nicht behandelbar ist. Und wir sind in Vorbereitung. Eine Studie bei Alzheimer Erkrankungen, was auch wieder eine Wischiwaschi Krankheits Definition ist. Aber sagen wir mal beeinträchtigte Gedächtnis Funktion machen wir auch eine Studie, aber immer gepaart mit dem Nachweis, dass ein bestimmter Krankheits Mechanismus ein ursächlicher Krankheits Mechanismus bei diesem Patienten oder der Patientin vorliegt. Also eine ganz andere Art der Diagnostik. Und dann auch Therapie.
Andera: [00:19:47] Krass, da seid ihr auch beinahe bei einer ganz großen Zahl von echten Volkskrankheiten. Also eben nicht die seltenen, sondern nur Krankheiten.
Harald: [00:19:54] Ja, aber sobald wir diese Volkskrankheiten verstehen, werden diese sich alle aufsplitten in seltenere Erkrankungen.
Andera: [00:20:03] Oder.
Harald: [00:20:03] Wie in dem Beispiel Bluthochdruck, vielleicht gar nicht Erkrankungen, sondern einfach der Mensch hat einen höheren Blutdruck als als andere Menschen. Und die Ursache wollen wir den erhöhten Blutdruck hat, ist aber mit keinem Risiko für eine für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall assoziiert. Von allen Leuten, die Bluthochdruck haben, kriegen wirklich nur fünf oder 10 % tatsächlich einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall. Da wir aber im Moment diese fünf oder 10 % nicht rauspicken können, müssen wir eben alle behandeln. Also 90 % aller Bluetooth bräuchten gar nicht ihre Medikation, aber wir können sie eben nicht unterscheiden.
Harald: [00:20:49] Es ist ja auch die Angabe.
Andera: [00:20:50] Über alle im Moment, wie wir bis gestern sozusagen über die über die Krankheiten gedacht haben. Wenn du sagst klinische Studien vier behandelt, dann ist das einfach auch eine andere Art der Behandlung, die ihr da ansetzt, weil.
Harald: [00:21:03] Für ganz andere Medikamente ja genau, die noch nie vorher eingesetzt wurden bei Bluthochdruck oder oder Schlaganfall usw.
Andera: [00:21:11] Und Medikamente, die ihr sozusagen jetzt identifiziert habt über die Netzwerk Verbindungen.
Harald: [00:21:16] Genau.
Andera: [00:21:17] Genau das fand ich nämlich die krasse andere Revolution, die ich dann bei dir verstanden habe und so gesagt hast. Vielleicht hast du da auch ein griffiges Beispiel, dass du gesagt hast Ja, in dem Moment, wo ich die Verbindung verstanden habe, dann wirkt ja vielleicht ein Medikament, was ich vorher für die Krankheit A verwendet haben oder haben oder Diagnose A sogar mindestens genauso gut bei Diagnose B. Das ist genau das, was ihr tut.
Harald: [00:21:40] Ja, genau, das nennt man also da gibt es wirklich kein gutes deutsches Wort für soweit ich weiß drug repurpose also nicht Arzneistoffentwicklung, sondern Arzneistoff Neuanwendung oder auch anders Anwendung, also ein zugelassenes Arzneimittel, das bereits auf dem Markt ist, von dem wir auch alle Nebenwirkungen kennt. Und so weiter. Das setzen wir plötzlich ein für eine komplett andere Erkrankung, weil die eben zum Beispiel in so einem Cluster auftaucht, ja so eine Gruppe auftaucht auftaucht.
Andera: [00:22:14] Ja Wahnsinn. Und genau das tut ihr jetzt in den klinischen Studien.
Harald: [00:22:17] Genau. Ja, es ist sogar so, dass die meisten Arzneimittel, die binden, nicht nur irgendwie an an, an ein Eiweiß als Molekül, an einen Rezeptor oder an ein Enzym. Also sind Mono spezifisch, sondern die meisten Arzneimittel binden an im Durchschnitt 30 andere Eiweiß Moleküle. Die sind also relativ promiskuitiv, muss man sagen. Und auch das haben wir schon ausgenutzt. Zum Beispiel in der Schlaganfall Therapie haben wir zwei Sozialstrukturen gehabt, die wir mit Arzneimitteln behandeln wollten. Dafür war aber dafür gab es kein zugelassenes Arzneimittel. Wir haben aber dann gefunden, dass zwei Arzneimittel, die für ganz andere Ziel, Strukturen und ganz andere Indikationen zugelassen waren, auch unsere Ziel Struktur in dem Fall beeinflussen Hemden, und das ist genau das, was wir brauchten, und in derselben Konzentration in derselben Dosis. Was also belegt zum Beispiel das Betablocker, dass der nur Rezeptoren blockieren würde? Das ist naiv. Diese diese Substanzen binden an viel mehr Proteine. Und das macht es noch mal leichter, neue Anwendungen zu finden. Auch wenn vielleicht dieses Arzneimittel, was wir dann sozusagen umwidmen, ursprünglich gar nicht zugelassen war, nicht nur für die Erkrankung, sondern auch für dieses Target.
Andera: [00:23:47] Ja, finde ich hochspannend, weil das Entwickeln neuer Medikamente ist ja ein unglaublich kostspieliges Unterfangen und das heraus. Also dieses Purpose Ding macht ja total viel Sinn, wenn man, wenn man das einmal vor Augen hat, dass es natürlich Zusammenhänge gibt, die einfach bisher nicht bekannt waren. Jetzt sind sie bekannt in großen Teilen durch eine digitale Technologie zutage gebracht und das freut mich natürlich besonders. Und was die Chancen sich dann auftun, Also Chancen wirklich mit bestehenden Medikationen? Möglicherweise ja sogar relativ vergleichsweise günstig. Wenn man an das Gesundheitssystem denkt, ist das ja so was von belastet, also kostenmäßig.
Harald: [00:24:27] Ja, es hat unheimlich viel Vorteile. Also ja, wir machen keine Tierversuche mehr. Es dauert nicht Jahre bis Jahrzehnte, bis eine wissenschaftliche Idee mal irgendwie am Patienten getestet wird, sondern innerhalb von ein, zwei Jahren. Gehen wir sofort. In die klinische Studie. Und da es ja ein zugelassenes Arzneimittel ist, könnte, wenn diese Studie positiv ist, sofort das von Ärzten angewandt werden. Also, und es ist dadurch ein zugelassenes Arzneimittel ist stets nicht unter Patentschutz. Das heißt, es ist auch eine total günstige Therapie.
Andera: [00:25:07] Wir sprechen hier über Euro, also einzelne Dollars, wahrscheinlich statt Tausende, Zehntausende, Hunderttausende pro Jahr. Ja, das finde ich, so was von revolutionär. Das war Teil eins meines Gesprächs und Interviews mit Harald Schmidt. War eine Chance für dich dabei. Was kannst du für deine gute Zukunft tun? Dann leg los. Mach einfach mal, wenn du weitere Impulse möchtest, abonniere gern meinen Newsletter auf anderagadeib.de und lass uns in Kontakt bleiben. Und in der nächsten Folge geht es in den zweiten Teil unseres Gesprächs. Freu dich drauf. Bis dann.