Im heutigen Interview habe ich einen ganz besonderen Gast: meinen Mann Volker Gadeib. Er war Jahre lang als Lehrer verbeamtet und hat sich getraut, den Weg als Unternehmer einzuschlagen. Im 1. Teil sprechen wir vor allem über das System Schule – auch wie es in Zukunft aussehen könnte – die Chancen des Lehrerberufs und den Einfluss der Digitalisierung auf Kinder und Jugendliche.
LINKS AUS DIESER EPISODE
Website von Dialego: https://web.dialego.de/
RESSOURCEN
Wenn du noch mehr ins Groß denken kommen willst, bestell dir gern mein Buch: bei Amazon oder beim Buchhändler deiner Wahl.
Wenn du diese und andere Tipps auch per Mail möchtest, dann abonniere kostenlos den Newsletter.
Alle Tooltipps findest du auf meiner Seite.
Die Postproduktion wird übernommen von Podcastliebe, deiner Full Service Podcast Agentur. Mehr dazu: https://podcastliebe.net.
———– Diesen Podcast zum Lesen – von einer KI transkribiert (und damit nur zu 90 % perfekt 😉 ) ———–
Andera: [00:00:00] Heute geht’s um das Thema Vom Beamten zum Unternehmer. Herzlich willkommen im Podcast Chancendenken. Wie wir die Zukunft leben wollen. Der Podcast von und mit Andera Gadeib. Das ist Episode 98 Ein Interview mit Volker Gaep. Vom Beamten zum Unternehmer. Heute habe ich einen ganz besonderen Gast, nämlich Volker Volker Gadeib. Du merkst schon am Nachnamen Uns verbindet was. Volker ist mein Mann. Und nicht allein deswegen ist er ein besonderer Gast. Sondern weil er auch eine ganz besondere Geschichte zu erzählen hat. Schön, dass du in meinem Podcast bist.
Volker: [00:01:05] Volker Ja, echt eine erstaunliche Sache. Ich habe es dahin geschafft.
Andera: [00:01:11] Legen wir los. Meine erste Frage ist Ponykutsche oder Drohne? Wie kommst du von A nach B?
Volker: [00:01:20] In jedem Fall Drohne.
Andera: [00:01:22] Warum?
Volker: [00:01:23] Es ist in jedem Fall zeitgemäßer, schneller, zukunftsorientierter und einfach mehr von dem, was ich in Technik investiere, haben möchte. Und der Gedanke gefällt mir einfach toll.
Andera: [00:01:39] Stell dich doch kurz vor Wer bist du und was machst du?
Volker: [00:01:43] Ja, Volker Garrett. Ich bin 52 Jahre alt und habe den klassischen zweiten Bildungsweg hinter mir, bin also zur Schule gegangen, habe anschließend eine Lehre gemacht, abends Abitur und dann habe ich Mathematik studiert an der Uni Duisburg, habe mich dann entschieden, Lehrer zu werden, weil ich während des Studiums an der Volkshochschule unterrichtet habe und festgestellt habe, dass das echt eine super Sache ist, jemandem etwas beizubringen und das Klicken zu sehen, wenn jemand was versteht. Gerade in Mathematik. Das hat mich sehr begeistert. Und dann habe ich mich entschieden, ins Lehramt zu gehen und bin da 18 Jahre lang hängengeblieben. Und dann gab es einfach ein Moment in meinem Leben, wo ich die Entscheidungsfreiheit hatte zu sagen Bleibst du in Schule, gehst du in Schulleitung oder wirst du selbstständig, gehst noch mal raus, schnuppers Noch mal andere Luft in deinem Leben. Und die Chance habe ich genutzt und bin dann in die Firma eingestiegen, in den Vorstand der Dialego AG.
Andera: [00:02:47] Sehr cool. Und es gab ja in der Tat auch vor oder während seines Studiums schon die Chance, Unternehmer zu werden, wenn ich es richtig erinnere.
Volker: [00:02:56] Ja, richtig, richtig. Unser gemeinsamer Freund Volker Lensing. Bei dem habe ich als studentische Hilfskraft gearbeitet und das hat auch sehr gut funktioniert. Und ich hatte dort die Chance, Teilhaber zu sein an einer kleinen IT Firma damals. Und die Entscheidung stand allerdings an, als ich mitten im Referendariat war. Und etwas zu unterbrechen, um etwas Neues anzufangen, fühlte sich wirklich falsch an und ich war dann wirklich entschieden zu sagen Nein, ich mache das Referendariat zuende und werde erst mal da tatsächlich meine Karriere starten und habe mich dann gegen Firma und für Beamtentum entschieden.
Andera: [00:03:36] Was ja auch ziemlich besonders ist. Sind die beiden Fächer, die du unterrichtet hast. Verrat mal, was für ein Lehrer du warst.
Volker: [00:03:44] Was? Ich war natürlich ein guter Lehrer, das ist klar. Ich unter oder hab unterrichtet. Mathematik und Informatik. Sicherlich Fächer, die ein Stück weit besonders sind, weil man selten Fälle hört, die sagen, Mathematik und Informatik sind meine Lieblingsfächer gewesen in der Schule, sondern eher oft Menschen, ein Fach mit großen Schwierigkeiten oder unter Umständen unterschwellig auch da kann man ja gar keine gute Note schreiben. Insofern habe ich da zwei Fächer unterrichtet, die einen besonderen Schweregrad haben in Schule.
Andera: [00:04:22] Ich erinnere an den schönen O Ton von einem Schüler von dir, der sagte Herr Gadeib, Sie sind ja ein guter Typ, aber Sie unterrichten das falsche Fach. Und er meinte Mathe.
Volker: [00:04:32] Ja, ich muss ja dann sagen, aus meiner Sicht habe ich genau das richtige Fach unterrichtet, weil wenn viel zu wenig Leute in der Lage sind, Mathematik vernünftig zu unterrichten, dann ist das eigentlich dem Fach ja sehr, sehr für das Fach einfach sehr schade und man kann es sicherlich anders machen. Jetzt bin ich nicht der revolutionäre Lehrer gewesen, der sich besonders intelligente Methoden hat einfallen lassen oder hat den Stoff in irgendeiner Art und Weise revolutioniert. Ich glaube, es ging dort mehr um die Ansprache zu den Schülern und nicht tatsächlich um den Inhalt des Mathematikunterrichts.
Andera: [00:05:07] Was war es denn, was dich den Lehrerberuf hat wählen lassen damals?
Volker: [00:05:12] Also in jedem Fall die Situation, dass ich oft gesehen habe, dass gerade in Mathematik oder vor allem in Mathematik das Selbstbewusstsein zur Bewältigung einer Aufgabe eine sehr große Rolle spielt und ich dadurch, dass ich ausschließlich Oberstufenmathematik unterrichtet habe, oft gesehen habe, dass Schüler zu mir kamen, die einfach schlechte Erfahrungen gemacht haben in Mathematik, schlechte Erfahrungen mit dem Fach, schlechte Erfahrungen mit anderen Kollegen und dadurch tatsächlich auch schlechte Noten geschrieben haben. Es lag gar nicht an der Intelligenz der Schüler oder vielleicht ihr Interesse dem Fach gegenüber, sondern tatsächlich den schlechten Erfahrungen, die sie gemacht haben. Und damit aufzuräumen, da Mut zuzusprechen, zu sagen Du kannst das auf die Reihe kriegen und mit entsprechenden Übungen kannst du auch so viel Sicherheit gewinnen, dass du auch gut sein kannst in Mathe. Und das bestätigt zu sehen. Viele Schüler zu sehen, die wirklich von sehr schlechten Noten auf wirklich richtig gute Noten gekommen sind. Das war einfach voll mein Ding und das habe ich letztendlich in die Schule getan.
Andera: [00:06:13] Das glaube ich ja auch, dass das den Lehrerberuf ausmacht, so einfach den diesen, diesen Sinn darin zu verfolgen, den Schülern richtig was mit auf den Weg zu geben, wirklich mit Leidenschaft nicht Inhalte in den Kopf zu klopfen, sondern sie wirklich verstehen zu lassen, ist ja auch eine gigantisch gute Mission im Lehrerberuf.
Volker: [00:06:34] Ja, natürlich. Kommt vielleicht auch durch das eigene, durch die eigene Erfahrung, die man vielleicht selber an Schule gemacht hat. Und für mich war es immer wichtig, sich auch daran zu erinnern, wie man selber Schule gefunden hat. Und ich bin jetzt nicht Lehrer geworden, weil mir das System so gut gefällt. Also ich habe auf meinen Schulwegen damals als ich 14 15 war, ausreichend Pink Floyd und Another Brick in the Wall gehört, um mir klar zu machen oder weil ich einfach auch überhaupt gar keine Lust hatte auf diese Institution und auf Schule insgesamt. Wie gesagt, ich bin jetzt keine Revoluzzer in Schule gewesen, habe mir aber immer versucht vorzustellen wie war das bei dir damals und was kannst du jetzt wirklich aktuell daran ändern, dass es nicht anderen Leuten ebenso ergeht wie dir?
Andera: [00:07:16] Und mit ein bisschen Abstand den Blick auf das Schulsystem zu werfen. Was würdest du dir für System Schule wünschen, für die Zukunft? Oder welche Chancen siehst du, die man noch mehr füllen könnte?
Volker: [00:07:31] Also ich finde den sozialen Aspekt extrem wichtig, also die Menschlichkeit, weil man hat mit Menschen zu tun, vor allem mit Jugendlichen zu tun, die sich daran orientieren, was die oder derjenige sagt, die dort vorne stehen. Und dieses Stück Menschlichkeit natürlich. Man beurteilt, man bekommt Noten. Das ist das Verfahren, wie es funktioniert. Dem müssen natürlich auch Regeln gegenüberstehen, damit das halt messbar ist, was man dort an Leistung erbringt. Aber gerade das soziale Miteinander, die Komponente zu sehen. Ich unterrichte Menschen, die mir gegenübersitzen. Das könnte eigentlich tatsächlich noch mehr Schwerpunkt haben in Schule.
Andera: [00:08:13] Das würde ich auch mit Blick auf. Die Schule, wie wir sie erleben, bei unseren eigenen Kindern sagen, hat sich zum einen nicht viel getan, zum anderen fällt mir immer wieder so auf, wie von Klasse eins eigentlich schon die Fehler im Fokus stehen, die man machen kann und dass Fehler vermeiden. Und wenn ich jetzt mal aus Unternehmerperspektive darauf schaue, dann ist das ja nicht das, was ich an Potenzial an Mitarbeitern später haben will Fehler vermeiden, sondern Chancen suchen. Die Frage ist ja, wie kann Schule denn helfen? Die Potenzialentfaltung, sei es in Mathe, Informatik oder im Sozialen, zu unterstützen. Was würdest du dir da wünschen, wenn man mal in die Zukunft 20302050 schauen? Wie sähe Schule ideal dann aus?
Volker: [00:09:00] Also für mich würde Schule ein Stück weit idealer aussehen, in dem man die Fehler, die auch jetzt schon eigentlich zugelassen werden, aber hin individualisiert zu eigenen Lösungsmöglichkeiten der Schüler. Weil jeder hat eine andere Art mit Fehlern umzugehen und Lösungen zu entwickeln und diesen Weg individuell finden zu können, das zu dürfen, um daraus dann tatsächlich eine gute Lösung für sich zu finden. Und die Wege können ja rechts, links, geradeaus oder nach unten führen. Es ist eigentlich völlig egal, aber letztendlich wollen wir ja, dass es lösungsorientiert gearbeitet wird und dass man da die Schüler begleitet, ihren eigenen Lösungsstil zu finden. Das würde ich mir tatsächlich für die Schule in Zukunft wünschen.
Andera: [00:09:48] Und jenseits des Sachwissens und Fachwissens wie jetzt Mathe und oder Lösungen im Fach in Sachen Sozialkompetenz. Was würdest du dir da wünschen? In Schule.
Volker: [00:10:02] Ja, wie soll ich das ausdrücken? Ich würde ganz gern sehen, dass man sich für ein Thema begeistern kann, begeistern darf und seine Begeisterung auch ausleben darf. Im Augenblick empfinde ich das eher so, dass man sich vielleicht für etwas interessieren kann, aber tatsächlich diese Begeisterungsfähigkeit und das Ziel verfolgen, in den Augen zu behalten und tatsächlich zu sagen ich mache das tatsächlich zu Ende und bringe das richtig fertig. Das sind so Kompetenzen, die würde ich mir auf jeden Fall in Zukunft auch wünschen.
Andera: [00:10:35] Was ja wahrscheinlich auch heißt, dass der Lehrerberuf so ein bisschen neu definiert sein dürfte oder ein bisschen raus aus den bestehenden Strukturen dürfte. Oder.
Volker: [00:10:43] Ja, muss, muss. Also es muss die Möglichkeit für Schüler geben und Schülerinnen geben, eigene Erfahrungen machen zu dürfen. Und natürlich immer unter dem Augenmaß der Schule. Das ist sicherlich. Sie haben ja auch einen Erziehungsauftrag, das ist ja ganz klar. Aber dort mehr Freiheit den Schülern zu geben, damit sie tatsächlich auf ihrem eigenen Weg sich mehr individualisiert wiederfinden, um einfach eine bunte Vielfalt zu haben und nicht gleichgerichtete Schülergruppen, die aus der Schule kommen, sondern wir brauchen Leute, die in Gemeinschaft denken und arbeiten können, aber dennoch in der Lage sind, sich individuell einbringen zu können.
Andera: [00:11:25] Was heißt das für den Lehrerberuf? Also. Was dürften Lehrer dann anders oder mehr dürfen in Zukunft als heute?
Volker: [00:11:37] Also wenn es danach geht, würde ich tatsächlich den Lehrern einfach mehr zutrauen, dass sie oder oder. Möglichkeiten geben, dass sie auch dem Schüler mehr zutrauen dürfen und weniger Kontrollinstanz weniger. Wenn du dieses nicht machst, dann kann ich dich verklagen und diese Schützen schützen und immer oben drüber zu halten, weil die protokollieren sich ja teilweise zu Tode. Also durch die ganzen Konferenzen, die es gibt, durch die ganzen Regularien, die es gibt, ist ja man mehr mit Verwaltungskram beschäftigt als tatsächlich mit Schülerinnen und Schüler. Und da würde ich mir tatsächlich wünschen, dass es Systeme gibt, wo Lehrer einfach mehr Zeit bekommen, sich um Schülerinnen und Schüler zu kümmern.
Andera: [00:12:22] Das glaube ich tatsächlich auch. Und für mich ist Schule auch so ein System. Das kannst du auch überziehen auf Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen und alle große Firmen, wo Prozesse und Strukturen so unglaublich festgefahren sind, dass da immer noch was obendrauf gesetzt wird. Also noch eine Dokumentation und noch eine Pflicht und noch ein Raster, dass der Mensch, also auch der Lehrer in seinem Sein, sich ja gar nicht entfalten kann, sondern der ist im Raster, nicht nur im Stundenraster, sondern auch in den Verpflichtungen und Dokumentationen am. Das ich mir ganz schwer vorstellen kann, dass man da noch wirklich eigene Ideen einbringen kann oder eben dieses von Mensch zu Mensch noch weiter ausprägen kann. Und es sind typischerweise ja die skandinavischen Länder. Finnland ist eins, die viel mehr, wo die Lehrer viel mehr Freiheit haben, auch in der Gestaltung der Inhalte des Unterrichts nicht so viele Vorgaben haben und die dann in den Schul Vergleichstests in den Ländertests tatsächlich auch immer besser abschneiden. Da da können die Schüler auch mehr. Ich glaube, es hat viel damit zu tun, wie viel Freiheit Lehrer und wie viel Verantwortung in der Hand des Lehrers liegt, im Vergleich zu einem festen Raster und planvoll gehen zu müssen.
Volker: [00:13:34] Oder dass es sicher der eine Punkt und der andere Punkt ist, dass einfach der der Schlüssel von Lehrer zu Schüler völlig anders ist. Während hier in der Regel gesehen wird, dass die Klasse möglichst voll sein soll oder muss. 30 Schüler auf einen Lehrer, ist das in den skandinavischen Ländern wirklich völlig anders. Da werden auch Kleingruppen zugelassen. Es kann auch mal Schülergruppen geben, die mit zehn Schülern auf einen Lehrer treffen. Und da hat man wirklich ganz andere Möglichkeiten, mit Schülern umzugehen als in unserem deutschen System. Also das ist wirklich noch mal eine ganz andere Möglichkeit, auf viel persönlicher Ebene auf den Schüler eingehen zu können.
Andera: [00:14:12] Was war denn schönstes Erlebnis im Lehrerberuf?
Volker: [00:14:17] Schönstes Erlebnis war, als ich mit meinem Mathe Grundkurs irgendwann mal feststellte an einem Freitag, dass irgendwie weder die Schüler Lust hatten auf Mathe noch ich Lust hatte auf auf Mathe und wir einfach zusammen gesungen haben. 45 Minuten. Das war sicherlich ein cooles Erlebnis, weil alle so extremst motiviert aus diesem Unterricht rausgegangen sind, völlig unabhängig vom Fach, sondern einfach nur, was wir getan haben, wozu wir Lust hatten. Das war eine sehr coole Situation und das hatte natürlich dann auch Einfluss auf den Unterricht, weil alle kamen hinterher total motiviert in der nächsten Woche an und haben das eigentlich locker aufgeholt, was in den 45 Minuten an den Freitag verloren ging.
Andera: [00:14:55] Die wollten dann auch mal zu machen und nicht singen.
Volker: [00:14:58] Ja genau, Die Aufforderung kam natürlich wieder Können wir nicht heute singen? Aber ja, das ist auch ganz gut, wenn man das einmal macht und das auch als Einmaligkeit feststellt. Aber grundsätzlich die die Harmonie, die man hat, die Gemeinschaft, die man dadurch erzeugt hat, noch mal auf was ganz anderes zu gucken als auf sein eigenes Fach. Das war einfach ein cooles soziales Erlebnis.
Andera: [00:15:20] Und was war das Gegenstück? Das blödeste Erlebnis in 18 Jahren Schule?
Volker: [00:15:27] Also sicherlich Situationen, in denen Schüler sich unfair behandelt fühlten. Also das ist eine ganz schwierige Situation, diese zu bewältigen. Und wenn man jemandem sagen muss, dass er vielleicht eine schlechtere Note bekommt als die, die er erwartet hat, und sich dem konfrontiert zu sehen, zu sagen Ja, aber warum denn? Ich habe doch und? Sagen Sie doch mal! Das sind Situationen, die sicherlich als als Lehrer nicht so schön sind.
Andera: [00:15:58] Ja, das ist auch das von Mensch zu Mensch und Soziale, was es sowohl wunderschön als auch schwer macht. Und es ist ja auch das Coole an dem Beruf, wenn man auf das System Schule schaut. Jetzt warst du ja mittendrin. Es ist ja nicht jeder. Also wahrscheinlich sind viele unserer Zuhörer selbst involviert, weil sie natürlich alle selbst in der Schule waren, aber auch vielleicht gerade Kinder in der Schule haben, Wenn man noch mal drinsteckt in der Schule, sieht man noch viel mehr. Also ich habe auch noch viel mehr gesehen dadurch, dass du in Schule warst. Wenn wir auf das System Schule schauen, Wir haben oben einen Direktor sitzen, wir haben Kollegien, die unterschiedlich groß sind. Deins war sehr groß, 100 Leute, 110, 110 Leute. Wie sehr kann die Führungskraft, der Direktor gestalten, was in Schule passiert? Wie viel Freiheit hat der und wie viel hängt davon ab? Aus deiner Erfahrung?
Volker: [00:16:54] Ja, das ist wirklich eine Frage, die man eigentlich in zwei Teile aufteilen muss. Also Freiheiten hat er relativ wenig, weil die Bezirksregierung und das, was oben drüber steht, wirklich starke Vorgaben macht, wie etwas zu lenken ist. Aber ich denke, dass es grundsätzlich auch in jedem Unternehmen so. Dennoch ist die die Leitung eigentlich das Zentrale. Organ, was Lehrer dazu befähigt, auch wirklich gut und frei arbeiten zu können. Also es hängt extrem vom Kopf ab, wie Schule funktioniert, wie Schule funktionieren kann. Wenn ich jemanden habe, der oben als grauer Weitervermittler der Regelung interagiert, dann wird auch die Schule in sich und zu den Schülern nur Regeln erfahren. Wenn ich einen Schulleiter habe, der kreativ mit offenem Kopf an die Sache herangeht, ohne die Regeln zu missachten. Es gibt immer Spielraum. Dann hat man auch Kollegen, die mit mehr Spielraum arbeiten können und auch kreativer mit den Schülern umgehen können. Ich finde, Leitung ist extremst wichtig In Schule und Leitung ist wirklich auch stark dafür verantwortlich, was bei dem einzelnen Schüler ankommt.
Andera: [00:18:09] Woran liegt es aus deiner Sicht, dass heute teilweise die Schüler weiter sind, was Digitalkompetenzen angeht als Schule?
Volker: [00:18:17] Also ich glaube weil natürlich das das kennt ja jeder Mann als heutiges Kind ganz anderes in digitalen Medien groß wird und ganz anders damit in Berührung kommt. Und dass zum Teil Leute auf Entscheidungspositionen sitzen, die für Schule entscheiden, für digital entscheiden müssen, ohne tatsächlich den Weitblick haben zu können, weil sie sich nicht so erfahren haben. Also wenn ich jetzt sehe, dass ich Minister und Politiker habe, die 50 und mehr Jahre alt sind und da zählen wir ja faktisch auch dazu, wir zwei und gar nicht so die Erfahrung gemacht haben wie jetzt Kinder, die sehr früh in digitalen Medien unterwegs sind und dennoch eine Entscheidung treffen müssen für digitale Medien oder dagegen und die Vorbehalte oft noch groß sind, glaube ich, ist das der größte Knackpunkt.
Andera: [00:19:11] Wenn jetzt jemand zuhört, der oder die selbst Lehrer ist und sich fragt was, was könnte ich denn noch lernen vom Volker? Was gibt er mir mit auf den Weg, was ich vielleicht noch probieren kann, besser machen kann? Was würdest du dem Lehrer mitgeben? So im Sinne von kleiner Schritt, was der Einzelne tun kann? Hm.
Volker: [00:19:33] Also erst mal würde ich mich grundsätzlich bedanken, dass es Leute gibt, die diesen Beruf ergreifen. Der ist wirklich nämlich anstrengend. Er ist ja oft so behaftet, dass man das ein bisschen belächelt. Wann Lehrer zu Hause sein können und wie individuell sie sich ihre Freizeit am Nachmittag gestalten können. Insofern erst mal danke, dass du immer noch Lehrer bist und dich für diesen Job entschieden hast. Und ich glaube, was ich mir, was ich jedem empfehlen kann, ist Vertrauen in Schüler zu investieren, dass sie etwas bewältigen können und dass sie lösen können. Weil das Vertrauen bekommt man auch postwendend wieder zurück.
Andera: [00:20:10] Das ist auch meine Erkenntnis, dass ich glaube, es kann gar nicht genug Wertschätzung für den Lehrerberuf geben. Wenn man nur als Mutter sein Kind zur Schule schickt, kriegt man es auch vielleicht gar nicht so mit. Ich brauchte auch deine Innenperspektive, um wahrzunehmen, was es bedeutet, in welchem Takt auch Lehrer unterwegs sind. Von 8:00 morgens bis irgendwann mittags, nachmittags in einem drei Viertelstundentakt immer vor der Klasse zu stehen. Also trotz dann vielleicht Arbeitsphasen in Gruppen und so. Das ist mega anstrengend. Ich weiß, Anfangs habe ich gelächelt, wenn du nach der Schule ein Mittagsschläfchen bräuchtest, brauchtest und heute bräuchte ich das ganz genau so, denn dieses die zwölf Wochen Ferien mittags frei. Und dieses Bild ist so der Blick auf vielleicht auch so ein bisschen neidvoller Blick auf Mensch, der scheint ja viel Zeit zu haben. Und ja, du kannst ja als Lehrer am Nachmittag und den Ferien deine Zeit einteilen. Im Umkehrschluss bist du aber in dem Vormittag oder 12:00 in deinem Stundenplan auch extremst gebunden. Also ich wär dafür nicht gemacht. Ich bewundere das auch sehr und ich glaube auch genau, es braucht genau die Menschen, die mit dieser Leidenschaft, mit der du das auch so viele Jahre gemacht hast und die einfach so viel bewirken können. Da braucht es einfach noch mehr Wertschätzung. Man kann gar nicht oft genug Danke sagen, auch von mir. Danke.
Volker: [00:21:38] Ja, es ist vor allen Dingen ein großer Unterschied zu dem, was ich jetzt tue und was ich natürlich jetzt erlebe, dass man sich auf Dinge konzentrieren kann, in freier Zeiteinteilung und kann Dinge häufiger in Ruhe machen. Wenn ich in der Taktrate der 45 oder 90 Minuten Einheiten bin, 30 Leute vor mir habe, die ständig Fragen haben und natürlich auch individuell betreut werden wollen, weil jeder das auch ein Stück weit anders versteht, ist das einfach eine andere Schlagrate.
Andera: [00:22:06] Ja, das ist krass. Ich war auch vor drei Wochen in der Schule mit einer Unternehmerfreundin zusammen. Wir sind beide vom Bundesministerium für Wirtschaft als Vorbild, Unternehmerinnen ausgezeichnet und in der Funktion hatten wir eine Anfrage, in so einer Projektwoche einen Vormittag zu gestalten mit den Schülern und ihnen vielleicht Lust zu machen, Schülerinnen korrekt gegendert und ihnen Lust zu machen auf den Unternehmerberuf. Und ich hatte große Freude mit Dagmar, mit der ich da war. Und Dagmar erzählte dann auf der Fahrt dorthin, eine Freundin von ihr. Lehrerinnen hätte sie gefragt, was wir denn vorbereitet haben für die Schulstunden. Ich glaube, es waren drei oder vier Schulstunden, die wir da gestaltet haben. Und als Dagmar sagte, dass wir das nicht im Detail auf die Minute vorgeplant haben, weil die richtig geschockt, also wirklich persönlich ergriffen, weil es vielleicht auch ein Stück weit ihrer Natur, aber auch auch der Struktur zu passte, dass man es komplett durchtaktet und durchplant. Und wir sind eher wir hatten eine Agenda und da haben wir auch ganz viel einfach darauf geschaut, was die Schüler, also wo wir einfach wo wir die mehr mitnehmen konnten, da fehlte uns ja auch total die Erfahrung. Das macht natürlich jeder ein bisschen unterschiedlich und es war für mich interessant zu sehen, mit welcher Freiheit wir gedanklich da jetzt auch reingegangen sind. Im Gegensatz dazu, welches planvolle und detaillierte Vorgehen vielleicht da im System Schule eher an den Tag gelegt wird.
Volker: [00:23:34] Muss also eher einen völlig anderen Aspekt im Auge gehabt, nämlich die Schüler zu motivieren, Unternehmer und Unternehmerinnen zu werden. Wenn du in Schule bist, dann hast du in erster Linie Stoff zu vermitteln, Wissen zu vermitteln und Wissen vermittelt sich tatsächlich der der Lehrerinnen. Recht geben nur strukturiert, problemorientiert. Und man muss natürlich auch Lösungen für das Problem haben und den Schülern Raum geben, diese Probleme lösen zu können, präsentieren zu können und vertiefen zu können und daraus und das halt in festgesetzten Zeiten. Und das erfordert tatsächlich ein sehr planvolle, sehr planvolles Handeln innerhalb der Unterrichtsstunde und dem eben entsprechend auch eine sehr genaue Planung, wie eine Unterrichtsstunde laufen soll.
Andera: [00:24:23] Da hatten wir natürlich eine Luxusituation, dass wir einfach in der Projektwoche also Projektwoche ist ja sowieso mehr Freiheit, die haben doch auch gegärtner hat und so andere Gruppen. Also es ist glaube ich da waren wir wirklich ein bisschen auf Wolke sieben unterwegs haben das auch sehr genossen. Letzte Frage zum Thema Lehrer bevor wir gleich in die neue Etappe rüberschwenken Die Episode heißt ja Vom Lehrer zum Unternehmer, der Abschluss zum Lehrer. Du warst Beamter, verbeamtete Lehrer und in dem Moment, wo du Schule sagst ich hör auf, heißt das ja auch Entbeamtung.
Volker: [00:25:02] Ja, das war einer der interessantesten Erfahrungen überhaupt. Man studiert erst mal lange Zeit. Macht das erste Staatsexamen, macht das zweite Staatsexamen in der Referendarzeit von 24 Monaten, macht Prüfungen, geht dann in die Laufbahn eines Beamten auf Probe, um dann hinterher verbeamtet zu werden.
Andera: [00:25:25] Also neuerlich verbeamtet, ja feierlich verbeamtet.
Volker: [00:25:28] Und es dauert wirklich auch eine eine lange Zeit, bis man tatsächlich Beamter ist. Dann auch in Abhängigkeit, wie erfolgreich man Noten technisch an der Universität abgeschlossen hat. Nach zwei oder mehr Jahren ist tatsächlich der Focus Beamter sein und dann einen sicheren Job zu haben. Das dauert. Und wenn du dann sagst, du möchtest kein Beamter mehr sein, schickst du einfach einen Brief an die Bezirksregierung, sagst Hey Leute, ich möchte einfach kein Beamter mehr sein. Und wenn innerhalb von 14 Tagen keine Reaktion der Bezirksregierung kommt. Bist du raus. Das war’s. Es interessiert sich wirklich keiner. Bei mir hat sich keiner gemeldet, was ich mich sehr gewundert, worüber ich mich sehr gewundert habe, weil ich ja wirklich auch Fächer unterrichtet habe mit Mathe, Informatik, die Mangelfächer sind und auch Oberstufe. Und ich war auch sehr intensiv in Schulverwaltung tätig. Man hat also auch in mich sehr viel Zeit investiert. Mich entsprechend in Schule vorzubereiten, hat niemanden interessiert, sondern ich war nach 14 Tagen raus und habe meine meine Entlassungsurkunde bekommen und war dann raus.
Andera: [00:26:35] Der einzige Kommentar, an den ich mich erinnere, war die Aussage, dass jemand nach 20 Jahren sich entbeamten lässt, ist selten. Ja, das stimmt. Vielleicht nach ein paar Monaten oder wenigen Jahren schon mal eher und das war’s.
Volker: [00:26:46] Aber genau das war’s.
Andera: [00:26:49] Du hast ganz schön auf Rente verzichtet. Also als Beamter hast du ja. Der Beamtenberuf ist ja nicht nur sicher, sondern auch gut vergütet im Ruhestand. Was hat das mit dir gemacht?
Volker: [00:26:59] Das hat mich extrem gezweifelt. Ich habe fünf auf 50 % meiner Rente verzichtet, faktisch zu dem Zeitpunkt, weil ich als als Beamter des Landes NRW dann in die gesetzliche Rentenversicherung übergewechselt bin und da der Anteil nur 50 % beträgt. Es gibt andere Bundesländer, die machen das anders. Es gibt da die sogenannte Altersrente und da kann man 100 % von dem, was man vorher erarbeitet hat, einbringen. Hier war es so, dass tatsächlich das Land nur bereit ist und ist auch wirklich nur, weil ich größte Bauchschmerzen gehabt habe, als ich das getan habe. Da kann ich mich noch sehr gut dran erinnern. Das hat mich so richtig gefuchst. Ich tatsächlich mit Hinblick auf meinen Wenn ich in Rente gehe, habe ich auf einmal nur noch 50 % von dem zur Verfügung, was ich mir vorher gut 18 Jahre erarbeitet habe. Das hat schon gezwirbelt.
Andera: [00:27:52] Und du hast es trotzdem getan. Darüber reden wir jetzt.
Volker: [00:27:56] Okay.
Andera: [00:27:59] War da eine Chance für dich dabei? Das war das Interview mit Volker. Teil eins. Und wenn da etwas für dich dabei war, dann leg doch einfach schon los. Mach einfach mal! In der nächsten Episode kommt Teil zwei der Unternehmer. Und wenn du weitere Impulse möchtest, dann abonniere gern meinen Newsletter auf Anderagadeib.de. Da bekommst du noch viel mehr an Potenzialen und Impulsen zu der Frage. Nicht entweder oder, sondern und und. Was kann man alles möglich machen? Vielen Dank. Und bis bald. Tschüss.