Über Corporate Digital Responsibility und den Sinn im Digitalen

Fällt die Digitale Ethik dem Zeitdruck zum Opfer?

Wie treffen wir uns in diesen Zeiten? Warum Corporate Digital Responsibilty so wichtig ist und auf die bekannte Corporate Social Responsibility folgt.

Die Frage ist wie und wer übernimmt Verantwortung für das Digitale. Wie bringen wir das ganze in den Alltag?

Digitalisierte Schule heute ist ganz anders. Wir fragen uns: Wo ist der (digitale) Papierflieger, der noch durch unsere Klassenräume flog?

Wir sehen oftmals ein Manifest in Firmen und es gibt einen Beschluss, wie man sich im Digitalen verhalten will. Aber die IT kennt es nicht und macht was Anderes. IT ist Unterstützungsservice oder fehlt ganz im Organigramm. Dabei ist es etwas ganz Strategisches. Auch der Kunde fehlt im Organigramm.

Datenschutz ist heute schon mehr als eine rechtliche Frage. Wie verhalte ich mich als Mensch. Wie schaffen wir es, die überfordernde Komplexität klein zu halten?

Ethik muss man sich leisten können, denn sie braucht insbesondere Zeit. Das ist ein Dilemma

Wir brauchen neue Berufe. Übersetzungsfunktion von Problem zu technischer Lösung. Da ist der Datenschutz geradezu ein triviales Thema im Vergleich.

Wir sprechen darüber, warum ein Chefarzt ablehnt, die Visite mit der digitalen Akte zu machen. Und das hat tiefmenschliche Gründe. Er hat den Beruf nicht erwählt um mit der Maschine zu sprechen. Sondern weil er mit Menschen zu tun haben will. Wenn die Technik nicht ermöglicht, mich mehr mit dem Menschen zu beschäftigen, dann will ich sie nicht, sagt er – zu Recht.

Digital Leadership: Wir müssen vor allem den Menschen zurück in die Betrachtung bekommen.

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———– Diesen Podcast zum Lesen – von einer KI transkribiert (und damit nur zu 90 % perfekt 😉 ) ———–

[00:00:00] Heute hört ihr den zweiten Teil des Interviews mit Klaus Motoki Tonn. Herzlich willkommen im Podcast Chancendenken, wie wir die Zukunft leben wollen. Das ist Episode 39, der zweite Teil des Interviews mit Klaus Motoki Tonn. Ich bin Andera Gadeib, Autorin, Digitalunternehmerin und Online-Enthusiastin. Meine Passion ist es, die Zukunft zu gestalten, digital und analog, immer für den Menschen. Wenn du auch Spaß daran hast und wissen willst, wie du das anpacken kannst, dann hör hier rein. Danke, dass du dir die Zeit nimmst. Los geht’s.

[00:00:52] Kommen wir auch zu meinem zentralen Thema des Gesprächs, nämlich: Was ist dein Beitrag zur Gestaltung der Zukunft?

[00:01:01] Ja, wir haben ein bisschen schon was gestreift. Derzeit helfen, einfach viel Non-Profit-, Kirche, Unternehmen, virtuell zu organisieren. Das ist gerade so eine aktuelle Fragen, operativ, manchmal auch strategisch. Wie treffen wir uns noch in diesen Zeiten? Ich schreibe ja an so einer Forschungsarbeit, wo es um digitale Verantwortlichkeit geht, Digital Responsibility. Und da geht es mir gerade darum: Wie können wir das verantwortlich gestalten, und wer macht das eigentlich in einer Firma oder Startup oder Organisation? Wer übernimmt Verantwortung für all das? Wir müssen nicht alle Verantwortung übernehmen. Mein Wunsch ist, dass diese Frage der persönlichen Sinnsuche, dass da vielleicht mein Beitrag sein könnte, als ganz kleines Rad im System, Verbindungen zwischen alten und neuen – was wir gerade auch angesprochen haben- zu machen. Witzigerweise, wenn ich mit Menschen über Sinnsuche spreche, spreche ich mit denen zum Beispiel über Viktor Frankl oder Existenzialanalyse und solche Dinge. Also Konstrukte, die schon ein paar Jahrzehnte auf dem Buckel haben. Die heute aber noch total valide ist. Und ich sag dann immer so: Junge Purpose, Startups, junge Generation und so weiter, kennt ihr das schon? Aber in dem Sinn mit einer Einladung. Lasst uns diese Schätze anschauen und aber in eine neue Zeit, neue Sprache, eine neue Kultur hineingeben. Und das ist so, was ich so aushandle. Und ansonsten im ganz privaten, versuche ich auch da zu sein, versuche ich Räume bereitzustellen. Die Kinder gehen jetzt auch ihre eigenen Wege. Da merkst du halt, dass die Fragen. Wenn du die Fragen nicht runter brichst auf so ganz praktische Dinge des Alltags. Dann ist das auch nur irgendwie Rede oder Philosophie oder Forschung. Also das im Alltag ist nochmal eine eigene Herausforderung.

[00:02:58] Die haben wir alle, glaube ich. Wie alt sind deine Kinder?

[00:03:02] Die sind noch 7 und 9. Also noch sehr, sehr jung. Aber ich merke: Die haben Ethik in der Schule zum Beispiel. Die haben diese Frage, auch die digitale Frage, Nutzungsfrage kommt da jetzt auf. Nicht nur wie lange, sondern auch was? Die Frage: Wie lernen sie jetzt? Meine Kinder sagen, Papa machst du auch Teams? Da hat sich Microsoft schon total durchgesetzt in der ersten Klasse, in der digitalen Schule. Wie geht Schule in Zukunft? Das wird noch mal spannend. Und das muss praktisch werden. Also die Fragen einfach sehr praktisch nach, was die Zukunft der Schule ist Was bin ich total angerührt. Ich sehe sie vor den Blechkisten, vor den Rechnern irgendwie. Und ich denke. Ich denke, ich hab noch ein ganz anderes Bild von Schule. Da flogen auch mal Stühle rum und wir haben Mist gemacht. Das gehört auch alles dazu. Wo ist jetzt der Papierflieger? Wo ist der digitale Papierflieger?

[00:04:02] Oh nein.

[00:04:04] Solche Dinge eben. Die gehören auch dazu, finde ich.

[00:04:04] Ja, absolut. Und wenn du sagst: Corporate Digital Responsibility. Total spannender Begriff. Habe ich noch nicht gehört. Also Corporate Social Responsibility (CSR) hört man rauf und runter. Es gibt Berichte dazu. Gib uns doch ein Beispiel, was das sein kann.

[00:04:22] Ja, schon richtig. Wir kennen alle dieses CSR-Thema, was so stark ist. Ist ins Gesetz gekommen und gibt viele Publikationen dazu. Und richtig Abteilungen jetzt. Ich glaube die digitale Frage ist nochmal eine andere. Ist auch grade so eine Frage: CDR und CSR, wie verhält sich das zueinander. Aber ist auch praktisch eine Frage. Weil ich kenne viele Firmen, die sagen: Wir haben so ein Manifest und da drin steht, Big Data machen wir nicht. Wenn ich da aber reingucke, machen es doch ganz viele.

[00:04:50] Das finde ich jetzt aber lustig.

[00:04:52] Ja ja. Genau so was gibt’s. Da gibt’s so nen Grundsatzbeschluss des Leitungsgremiums. Und, ich sage mal, die IT-Abteilung macht was ganz anderes. Dann die Grundsatzfrage: Ist die IT-Abteilung oftmals irgendwo im Bereich von Unterstützungsservice und so. Ist aber eine strategische Frage.

[00:05:13] Genau wie der Kunde übrigens. Der fehlt auch ganz oft im Organigramm. Interessant. IT und Kunde. Dabei sammeln die einen die Daten, und die anderen geben die. Die gehören auf jeden Fall rein.

[00:05:21] Genau. Wo kommen die rein. Und dann hast du ganz praktische Fragen, zum Beispiel im Bereich der Diakonie, wo du Menschen begleitest. Heute haben Menschen ganz oft keine E-Mail-Adresse mehr, insbesondere auch mit Migrationshintergrund aus anderen sozialen Ebenen sozusagen. Und wenn du dann fragen würdest, nehmen wir an, du begleitest jemand: wie kann ich Sie kontaktieren? Dann würden sie dir vielleicht die WhatsApp Nummer geben. Aber WhatsApp ist nicht erlaubt. Datenschutzrechtlich können wir das nicht. Was ist nun das Wesentliche? Was Priorität hat? Die Nähe zum Klienten, zur Bedürftigkeit. Deswegen ist die Diakonie oft entstanden, eine Sozialstation oder ne AWO. Oder die Einhaltung von Datenschutz? Das ist jetzt eine sehr plakative, einfache Frage. Aber ich glaube, das ist mehr als eine rechtliche Frage. Als Mensch willst du dich dazu verhalten. Und das ist so meine Sicht. Wie verhalte ich mich eigentlich als Mensch? Plus: Ich glaube, in Zukunft ist eine große Aufgabe von jeglicher Firma oder Organisation, ist diese überfordernde Komplexität mal klein zu halten. Ich kann überhaupt nicht mehr entscheiden, wenn ich den ganzen Tag überfordert bin. Wenn wir alle total zu sind mit digitaler Technik. Und ich erlebe mittlerweile, für mich ist die sehr moderne Frage, ist auch eine sehr praktische Frage. Nicht mehr: Wann hast du das geschickt? E-Mail, und Uhrzeitenstempel. Sondern die Frage ist doch eigentlich: Wohin? Slack, WhatsApp, E-Mail? E-Mail fühlt sich schon fast an wie Fax.

[00:06:40] Isso. E-Mail als das neue Fax. Da sagste was.

[00:06:41] Ja, so diese Richtung. Natürlich gibt es auch die größeren Fragen. Die ganzen Fragen wo wir auch ein bisschen Zuschauenden sind: wenn wir eine Plattform einsetzen. Ich kenne keine Firma, die nicht ihre Server dann irgendwann zu Amazon rüber schiebt, um skalieren zu können. Was wird da alles gemessen? Und kann ich das verantworten? Und vielleicht auch die Frage: Kann ich das überhaupt noch entscheiden? Als Mittelständer: Kann ich das überhaupt noch überblicken? Und es ist natürlich auch so mit Ethik? Ethik muss man sich leisten können. Als kleines Unternehmen muss ich das überhaupt leisten können, diese Unterscheidung zu treffen. Und es braucht Zeit. Also, wo ich gerne landen würde, wäre bei den Menschen. Wir müssen eigentlich auch Inhalte fordern, um gute Entscheidungen treffen. Und Karl Weick würde sagen “Decision Making is Sense Making” machen wir immer was Normatives. Wir machen eine Werteentscheidung. Wir positionieren uns zu Werten. Und dafür muss ich mir einmal Zeit nehmen, innehalten. Und ich brauche irgendwie eine Art Reflektion, von dem was da in mir vorgeht. Und dann brauch ich vielleicht noch verschiedene Perspektiven und nicht nur weiße Männer zum Beispiel, sondern auch ganz viele verschiedene Perspektiven. Auch im Organigramm verschiedene Perspektiven.

[00:07:58] Uns hier.

[00:07:58] Genau, uns hier. Und Kunden und whatever. Und vor allem: Female, der Anteil und ethnisch und was auch immer. Aber vor allem auch multi-profesionell. Weil eine technische Frage ist häufig gar nicht mehr eine Technikfrage. Es ist eine Business-Frage, ökonomische Frage, vielleicht eine ethische Frage. Und die muss ich alle an einem Tisch versammeln. Und wenn es mir dann auch gelingt, das Ding zu entscheiden: Setzen wir das jetzt ein, setzen wir es nicht ein. Setzen wir einen Algorithmus ein im Bewerberverfahren auf einer neuen Plattform. Allein eine einfache Ampel in der Bewerberplattform, ist eigentlich schon: die Technik übernimmt da schon was. Da kenne ich auch kaum Unternehmen, die nicht dieses Bewerberplattform-Evaluationsding hat. Du hast 5.000 Bewerbungen, früher vielleicht mal, heute sind es vielleicht weniger. Dann hast du eine Ampel und eigentlich ist das schon eine Vorselektion durch die Maschine. Und das sind solche Fragen. Das finde ich total spannend. Das könnten wir jetzt Stunden sprechen.

[00:08:52] Das ist so. Ist auch hoch relevant. Das find ich total spannend. Dafür, dass ich den Begriff vorher noch nie gehört hatte, würde ich jetzt sagen schon nach wenigen Minuten: Das ist super relevant. Das Thema macht auch so viel Sinn. Und auf der anderen Seite ja doch ein bisschen bedenklich auch, wenn wir sagen: Ja, Zeit ist Luxus. Wissen wir alle. War vorher schon, vor Corona. Jetzt machen wir das Ganze digital. Zeit wird ein Luxus bleiben. Und das andere ist: Ist es nicht eigentlich eine Überforderung, die richtige Technologie auszuwählen. Und das ist eine Überforderung. Ich erlebe das auch ganz viel.

[00:09:30] Ich höre das ständig in Gesprächen. Da kommt hier ein Tool, da ein Tool rein geflattert. Ich mache ja Marktforschung, Online-Marktforschung. Und ich habe auch schon viele Kunden gehabt, die gesagt haben: Ach Frau Gadeib, ich habe jetzt ein Angebot bekommen. Das macht eine Software jetzt, was wir zusammen gemacht haben. Und sie sagen auch, selbst Leute, die gerne Projekte mit uns gemacht haben sagen: Ich kann mich nicht erwehren. Die Kollegen wollen das jetzt ausprobieren. Die IT oder die Marketeers. Und ganz ehrlich: Die sind fast alle immer wieder zurückgekommen und haben gesagt, die Software hat es dann doch nicht so gemacht. Das war ein gutes Versprechen. Aber das erst mal beurteilen zu können. Ich glaube, diese Erfahrung musst du dann zur Not auch machen und im schlimmsten Fall auch mal auf die Nase fallen. Aber das ist tatsächlich eine Überforderung an ganz vielen Stellen. Eigentlich egal, worum es geht. Das Versprechen, dass ein Prozess effizienter, schneller, billiger geht durch die Bits und Bytes. Das ist immanent im Raum, egal, ob es um eine Telefonlösung geht, einen Programmierkurs oder eine Online-Marktforschung. Und das ist für den Einzelnen ganz schön schwer zu beurteilen.

[00:10:37] Ich habe damals Wirtschaftsinformatik studiert. Wir waren ganz wenige. Und unser Prof hat immer gesagt: Das ist so wichtig, was wir hier lernen. Und ich dachte immer: Mensch, der redet sich aber sein Studium ganz schön schön. Ich habe es immer geliebt. Aber du bist so ein Brückenbauer. Du bist derjenige, der die Realität versteht und die Aufgabe hat, ein Modell, eine Brücke zu bauen, in die Programmierung. Und ich habe das hier ständig.

[00:10:59] Letzte Woche hatten wir noch einen Fall, mit einer Software, die wir gebaut haben. Der Kunde hatte eine Frage dazu. Dann habe ich gesagt: Lass mich mit dem Programmierer reden. Lass mich das Problem verstehen. Und dann lass mich mit dem Programmierer reden, weil wir ganz viel sehen: Da wird ein Problem versucht, mit Software zu lösen. Aber es löst eigentlich das Problem nicht. Es widerspricht vielleicht dem einen oder anderen Wert. Ich finde, dass ist nämlich dann die dritte Diskussion. Wenn Werte oder Ethik im Digitalen Luxusgut werden, finde ich es unglaublich bedenklich. Ist aber wahrscheinlich eine Tatsache. Wenn es schon schwer ist, für die richtige Software zu entscheiden, Technologie. Ja, wie willst du denn bei mangelnder Zeit dann auch noch den Luxus obendrauf setzen, die Wertediskussion zu führen? Aus meiner Sicht müssten wir genau das starten. Aber wir sind halt auch nicht alle Wirtschaftsinformatiker. Es ist als Unternehmen wahrscheinlich auch irre schwer. Ich weiß gar nicht, was es da für Lösungsansätze gibt.

[00:12:00] Ja, du hast es ja eben schon beschrieben. Meine Frage ist eher: Wie ist das ausgegangen mit dem Entwickler? Ich glaube, erstens braucht es neue Berufe quasi. Also solche Funktionen, die du wahrgenommen hast. Vielleicht würden manche sagen, das ist für uns das Produktmanagement. Die Übersetzungsfunktion. Das ist schon wieder sehr technisch. Die Frage ist: hilft es dem Problem? Hinter dem Produkt steht ja manchmal auch ein Mensch, ein Kunde, wie du es gesagt hast. Also ein wirklich echter Mensch mit Bedürfnissen. Diese Frage von Technikverträglichkeit, da würden manche sagen: Ach, das ist ja ein alter Bart. Aber es ist nicht so trivial.

[00:12:31] Dagegen ist Datenschutz trivial. Das ist fast schwarz weiß. Das ist entweder richtig oder falsch? Aber wenn ich zum Beispiel meine Untersuchung sehe, wenn ich Leute beobachte. Warum ein Chefarzt ablehnt, mit der digitalen Akte Visite zu machen. Da hat der 50 gute Gründe dafür. es dauert doppelt so lang, weil er beides gerade noch machen muss und so weiter. Aber am Ende sind das ganz tief menschliche Dinge. Genau wie bei einer Pflegerin oder Pfleger, der sagt: Ich hab den Beruf nicht erwählt, um mit Maschinen zu sprechen. Ich bin Pfleger geworden aus vollem Herzen. Mit einer mäßigen Bezahlung. Weil ich mit Menschen zu tun haben will.

[00:13:02] Absolut.

[00:13:03] Und wenn die Technik mir nicht ermöglicht, mich mehr mit dem Menschen zu beschäftigen. Diese ganze Frage hilft da wirklich. Und da kommt auch ganz viel Menschlichkeit. Sowas Anthropologisches. Ohne zu abgehoben zu klingen, das meine ich jetzt gar nicht so. Ein ganz Tiefes “was”, unser Menschenbild. Ich glaube, da muss die Zukunft wirklich leiten. Das ganze Digital Leadership klingt immer toll nach Innovation und alles schön. Aber wir müssen vor allem diesen Menschen in diese Betrachtung bekommen. Und das ist in Zukunft eine wichtige Aufgabe für Verantwortliche.

[00:13:37] Absolut. Deswegen heißt mein Buch ja auch “Die Zukunft ist menschlich”. Bin ich auch zutiefst von überzeugt. Aus Technologieperspektive würde ich auch sagen: Wir sind technologisch noch nicht gut genug. Also wenn wir nicht genau das Bedürfnis des Kunden, des Chefarztes, der Pflegerin verstanden haben. Wenn unsere Software nicht den Nutzen bringt, dass sie wirklich wieder Zeit für den Menschen hat, dann ist die Sache nicht fertig. Wir sehen aber ganz viel auf dem Weg dahin. Mein Fragezeichen ist auf der Entscheiderseite. Sobald die digitale Akte irgendwie Effizienzgewinne bringt, vermeintlich, dann wird sie vielleicht schon gekauft, obwohl sie noch gar nicht fertig ist. Weil sie nämlich dem Chefarzt nicht die Zeit mit dem Patienten bringt, der Pflegerin nicht, sondern nur eine Last ist. Ich glaube, an der Stelle befinden wir uns gerade in der Digitalisierung. Das ist dann so Technologie um der Technologie willen, nenne ich das gerne. Das wird auch floppen auf lange Sicht. Ich glaube, dass wir eine Flop-Quote von über 90 Prozent haben, im Digitalen, weil Software einfach noch nicht gut genug ist. Also noch nicht fertig, nicht den Nutzen bringt, den sie den Menschen bringen sollte. Ich glaube, wenn wir da angekommen sind, dann sind wir auch an dem Punkt, wo ich sage: Dann dient es der Gesellschaft. Dann nutzt der Chefarzt gerne die digitale Akte, weil er sagt: Mensch, ja, die hat da einiges im Hintergrund für mich erledigt, sodass ich wirklich voll im Gespräch mit meinen Patienten sein konnte. Und wie schön für den Patienten. Gibt’s ja auch wissenschaftliche Studien zu, wie wichtig dieser persönliche, dieser menschliche Kontakt, Empathie, ist, dass Menschen wirklich schneller gesund werden. Wenn er jetzt hinterm Tablet versteckt ist, der Arzt, dann reden wir nicht nur über Empathie, sondern dann reden wir auch darüber, dass gar nicht präsent ist. Sondern dass der in der Software vielleicht gerade gedanklich verankert ist und beim Menschen, der im Bett liegt und die Hilfe braucht, eben nicht präsent ist und nicht sein kann. Da stimme ich dir vollkommen zu. Also, da ist noch ein Weg zu gehen, und ich wünsche mir sehr Entscheider, die nicht nur vom Handelsvertreter bequatscht wird. Ist ja irre schwer. Trifft mal so eine Entscheidung. Vor zehn Jahren hast du vielleicht die Entscheidung getroffen – oder sagen wir 20 Jahren -, auf welchem Papier du die Akte druckst. Heute musst du entscheiden, mit welcher digitalen Software-Lösung du ein Krankenhaus verwaltest. Das ist doch auch eine immens schwere Entscheidung. Ich wünsche mir sehr, dass wir da gut reinwachsen.

[00:16:03] Da gibt es die ganzen Faktoren Krankenhäuser, dass die Krankenhäuser auch nicht gerade sagen: Wir haben mehr Geld als vorher. Krankenhausstrukturgesetz mal an dem Beispiel. Hat einfach erst mal wahnsinnig viel, erst mal Verluste in der Bilanz erzeugt. Und du hast heute tatsächlich, das beklagen auch viele Geschäftsführer, die total kaufmännisch ausgebildet sind und auch kaufmännisch agieren müssen. Aber es ist nicht mehr der Chefarzt quasi, der Klinikleiter sein kann. Selbst wenn er es wollte, der muss mich mit so viel Ökonomie auseinandersetzen. Da gibt es jetzt eine große Diskussion. Könnten wir einsteigen zu: Gesunder Patient, kranker Patient. Aber da ist eigentlich auch total, ich sage mal, dieses Disruptive gefordert. Da brauchen wir eigentlich ein neues Menschenbild. Was ist eigentlich unser Zielbild. Deshalb finde ich deinen Frage so spannend: Was ist 2030 los? Wo ziehen wir da hin

[00:16:50] Wir können uns dem einfach immer wieder in Gesprächen nähern, du. Dass wir heute nicht alles schaffen, das war uns vorher schon klar.

[00:17:00] Schade, ich dachte, wir könnten doch noch eine kleine Welt formen.

[00:17:00] Ich hänge auch so an dem Gedanken. Wie kommt denn zum Beispiel das Krankenhaus dahin, eine gute Entscheidung zu treffen? Und da ist mir gerade eingefallen, dass tatsächlich eine Freundin von mir – das ist auch ein Mensch, den ich erst in Social Media kannte, bevor wir uns das erste Mal letztes Jahr persönlich getroffen haben. Eine Einzelkämpferin, die sich in der Medizin gut auskennt und digital. Die berät nämlich jetzt genau Kliniken und Ärzte. Ich glaube, es braucht diese Ankerpersonen, diese Menschen, die authentisch, nicht eine Software jetzt loswerden wollen. Ich will nicht Software-Unternehmern unterstellen, dass die nur Mist verkaufen. Aber es muss ja zu dem jeweiligen Konstrukt passen. Diese Dame macht genau das. Sie geht hin zur Klinik und sagt: Wo steht ihr denn heute? Wie ist eure Situation? Und hilft dann auf dem Weg in die digitale Zukunft mit den Menschen im Fokus. Ich glaube, diese Personen, diese Brückenbauer, von denen brauchen wir ganz viele, die das aus tiefster Überzeugung tun. Am Ende dem Menschen zu dienen. Und damit meine ich sowohl den Arzt oder die Pflegerin als auch den Patienten. Die sagt auch selber: Andera, wie es da manchmal zugeht in so Praxen oder Kliniken. Stell dir vor, du bist der Patient. Das willst du ja auch nicht. Und das ist nicht, weil es Jemand böse meint, sondern weil es einfach eine große Überforderung ist, da ins digitale Zeitalter zu reisen und immer den bestmöglichen Pfad zu nehmen. Vielleicht muss man da auch mal Fehler machen. Aber eine Software-Entscheidung von der Klinik, da kannst du keinen großen Fehler machen, weil zum einen kostet zu viel Geld, zum anderen riskiert es möglicherweise die beste Behandlung eines Menschen. Das ist schon eine irre schwere Entscheidung.

[00:18:44] Ich glaube, das ist schon ein Teil der Antwort wie du sagst. Ist ja auch ein bisschen meine Wette, dass wir neue Berufe haben. Von diesen Brückenbauern. Was wir stark gesagt haben: Du brauchst so was stark Normatives. So eine menschliche Sicht. Und es braucht auch ein gewisses Modell: Was ist dein Menschenbild? Und du musst auch aushandeln können mit der Klinik oder deinen Kunden: Was sind deren Wertevorstellungen. Aber diesmal nicht so schön im langen Leitbild, was erstmal 50 Jahre an der Wand hängt. Sondern sehr, sehr konkret an Entscheidungen hängt.

[00:19:15] Und nicht nur auf Papier gedruckt ist.

[00:19:18] Niemand kann das heute verstehen, wenn du am Klinikum mit einer Akte von einem Krankenhaus zum nächsten, in gleichen Stadt, mit dem gleichen Träger, wanderst. Und die haben deine Daten nicht vorliegen. Da muss man sagen: Die gesamte Gesellschaft würde dann Kopfschütteln. Und es ist immer noch der Fall in der Stadt Hannover. Da hast du noch nicht die Daten vorliegen. Und das ist ein Riesenthema. Also wenn ich allein an die Digitale Akte denke. Aber hilft es nachher dem Patienten, dem Kunden. Oder ist das überhaupt der Kunde? Wer ist der Kunde hier? Ist das die Krankenkasse oder was auch immer? Aber da verantwortlich zu entscheiden. Ich glaube, das kommt unter diesem digitalen Lackmustest. Was stellen wir voran? Leider werden es oft auch Kosteneffizienzpunkte sein. Aber effizient – wie du schon sagtest – 90 % der Softwareprojekte scheitern. Effizient ist es nur, wenn es langfristig greift. Und da eine Nachhaltigkeitsperspektive, dann schließt sich wieder auch der Kreis. Perspektive 2030. Wenn wir da was geschafft haben, dann ist das Sustainability so richtig in der Tiefe. Nicht nur auf diesen Formblättern und Kommunikationen. Dann haben wir auf jeden Fall ein Problem. Das wäre meine Idee für die nächsten 10 Jahre, daran zu arbeiten.

[00:20:32] Das ist auch ein wunderschöner Abschluss, sehe ich ganz genauso. Nur um der Technologie willen oder der Effizienz willen zu digitalisieren, das führt nicht zum Ziel. Langfristig nicht, vielleicht kurzfristig. Weil’s Kosten spart, wenn dann die Prozesse einmal irgendwie digitalisiert sind. Aber der Mensch, sowohl Patient als auch alle, die zu dem System gehören und auch ganz wichtig sind, also die Pflegerin, die den Job angetreten ist, weil sie sich um den Menschen kümmern wollte. Ich habe letzte Woche noch eine Studie gelesen, mit der Frage: Wo gehen denn die Mitarbeiter der Zukunft hin? Wonach entscheidet jemand, wo er arbeitet? Und das hängt ganz stark auch von der Führungspersönlichkeit obendrüber ab. Das ist total menschlich. Ich glaube auch, jedes Konstrukt – jetzt noch mal zurück zu den NRW-Wahlen – egal, wo ich unterwegs bin, sei es Konsortien, die sich neu zusammensetzen, Firmen, mit denen ich arbeite, meine eigene Firma: Der Kopf, der obendrüber sitzt, der trägt das so unglaublich. Das kann man gar nicht unterschätzen. Ich wünsche mir, dass diese Corporates, über die wir jetzt beispielhaft gesprochen haben, dass einfach dieser Kopf, der ganz oben ist, sich dieser Verantwortung bewusst ist. Der muss nicht digital total fit sein. Das wäre, wäre viel zu viel, das wäre eine eierlegende Wollmilchsau. Aber er sollte das offen mit sich selbst ausmachen, finde ich, das nicht alles durchschauen zu können, sich gute Leute an die Seite setzen. Und diese Entscheidung für die digitale Technologie dann selbst mittragen. Mit im Gespräch erarbeiten und nicht an einen CDO, also Chief Digital Officer, abgeben. Weil ich glaube, das funktioniert auch ganz oft nicht.

[00:22:16] Aber ich glaube, dieses Menschliche in der Führungsposition führt dann dazu, dass wir auch trotz oder gerade mit der Digitalisierung deutlich menschlicher auf allen Ebenen werden. Das gilt für Patienten in Klinik, wird in der Klinik durchdringen. Da bin ich fest davon überzeugt. Ein schönes Bild von 2030, oder? Das wir vor Augen haben.

[00:22:36] Ich hoffe, und ich finde es auch gerade jetzt, tatsächlich eine kleine Werbeschleife zu meinem Buch, finde ich wirklich spannend. Weil ich hänge auch an so nem Modell. Da würde ich auch nochmal ein zweites Mal reinschauen. Diese Frage von gesund und krank, können wir auch im Unternehmen schauen. Und auch Leitung. Ist eine Leitung gesund und nachhaltig? Es gibt das alte Modell Salutogenese. Das versucht nicht dahin zu unterscheiden, bin ich gesund oder krank, sondern es ist ein lebenslanger Prozess. Mal habe ich mehr gesunde, mal kranke Anteile. Und die drei Elemente sind: ist es verstehbar, was bei mir vorgeht? Ist es handhabbar, managebar was hier vorgeht und hat es einen Sinnhorizont? Vielleicht ist das so, eher wo du sagst: Es muss jetzt kein total digitaler Kopf sein, in der Leitung. Aber wenn das in der Leitung, die hoffentlich dann auch unterschiedlich besetzt ist natürlich, vorhanden ist. Dieses verstehbar, ist es handhabbar und gibt es irgendwie Sinn, Orientierung. Vielleicht ist das, was wir 2030 sehen können.

[00:23:32] Wunderbar, das nehmen wir als Schlusswort.

[00:23:37] Schön, das ist ja schön.

[00:23:40] Vielen Dank für das Gespräch.

[00:23:43] Dito. Danke für die Einladung.

[00:23:46] Sehr gerne.

[00:23:48] Das war mein Interview, wie ich finde, ein sehr bereicherndes Gespräch. Ich danke dir, dass du dir die Zeit genommen hast, und freue mich, wenn du auch nächste Woche wieder dabei bist. Wenn da eine Chance für dich dabei war, dann leg los, mach einfach mal. Ich freue mich, von dir zu hören, was du probiert hast und wie es gelungen ist. Wenn du Lust hast, das Digitale zu deiner Superkraft zu machen. Dann melde dich doch in meinem kostenlosen Superkraftkurs an. Den findest du unter superkräftkurs.de. Sowohl mit ae als auch mit ä. Ich freue mich, von dir zu hören, bis nächste Woche. Tschüss.

 

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